Dienstag, 29. Dezember 2009

Am Rande Ashuras; Was nun?


Ashura (oder Aschura) im Iran war auch in Deutschland Gegenstand der ersten Schlagzeile vieler Zeitungen. Deshalb schildere ich den Ablauf des Tages nicht mehr. Ich denke, die Leser dieses Blogs sind gut informiert. Am Rande dieses Tages, an dem die grüne Bewegung in eine neue Phase gekommen ist, passierten auch interessante Sachen, die erwähnt werden sollten. Außerdem stellt sich die Frage: "was passiert nach diesem blutigen Sonntag? Was passiert gerade jetzt?"

Sonntag Nacht
Die erste Nachricht in dieser Nacht war, dass Ebrahim Yazdi verhaftet wurde. Er war der erste Außenminister der islamischen Republik und wurde nach den Wahlen bereits verhaftet; der öffentliche Druck war so groß, dass er als einer der ersten befreit wurde. Der Mann ist siebenundachtzig und wurde neulich operiert. Weiterhin wurden auch bekannte Persönlichkeiten wie Baghi, Aktivist und Historiker, ebenso Mousavis Bruder, viele enge Berater von Mousavi und Karroubi, und viele prominentere Studenten verhaftet. Die Liste ist lang, sie besteht aus vielen noch nicht verhafteten prominenten Studenten - ja die gibt es -, Journalisten, Universitätsdozenten und Aktivisten. Ihre Gemeinsamkeit: Sie appellierten für eine friedliche Lösung und rieten der Bevölkerung, sich nicht von Regierungskräften provozieren zu lassen. (Siehe auch Kommentar von Publicola zum Artikel Ashura (27. Dez.) Bericht #12)

Montag und Dienstag
Noch einmal sprechen Experten von der möglichen Verhaftung Mousavis und Karroubis, ein bis jetzt gescheitertes Projekt der Putschregierung. Heute und morgen (Mittwoch) soll es sogenannte spontane Demonstrationen gegen Mousavi und Karroubi geben. Beamte berichten ausländischen Medien, dass sie einen Befehl erhalten haben, an solchen Versammlungen teilzunehmen. Die Anzahl der prominenten Verhafteten nimmt jede Stunde zu, darunter Shirin Ebadis Schwester. Shirin Ebadi ist Friedensnobelpreisträgerin. Sie sagt, ihrer Schwester wurde einige Male angedroht, dass falls Shirin Ebadi mit ihren politischen Aktivitäten nicht aufhöre, sie verhaftet werden würde. Shirin Ebadi hielt dies für einen Scherz. Während ich diesen Artikel schreibe kommen immer weitere Meldungen über weitere Verhaftete.

China für Iran
Ein chinesischer Aktivist forderte seine Landsleute über Twitter auf, die iranische Bewegung zu unterstützen. Viele Chinesen verbreiteten diese Nachricht. "Inspiriert von der iranischen Bevölkerung" übersetzten sie den Diskussionsfaden "#IranElection" ins Chinesische und fügten den Faden "#CN4Iran" und "#China4Iran", China für Iran hinzu.

Weitere Videos vom blutigen Sonntag kommen ins Netz. Ich habe auch ein paar hochqualitative Videos auf YouTube hochgeladen, die unter dem Benutzernamen dustandtrash zu sehen sind. Ich denke, dass auf meinem Blog genügend Videos eingebettet sind. Trotzdem gibt es zwei Videos, die man unbedingt sehen sollte:

1. Ein Polizeiauto überfährt einen Demonstranten. Davor wurde dies bereits von vielen Augenzeugen berichtet. Dieses Video ist einzigartig. Senden Sie es bitte an Ihnen bekannte Nachrichtensender. So können Sie die grüne Bewegung unterstützen.

2. Hier sieht man, wie friedlich die Demonstranten waren und wie sie am Ashura angegriffen wurden.

Übrigens ist der Wert eines YouTube-Videos vier Jahre Freiheit. Menschen, die mit nur einem Video auf ihren Handys erwischt wurden, haben eine Haftstrafe von vier Jahren erhalten.

Zweifellos wird es aus dem Iran Neuigkeiten geben, die nicht unbedingt gut sein müssen. Der grünen Bewegung ist dies bewusst, und ich denke, dass dies der Schlüssel zum Erfolg sein wird.

Sonntag, 27. Dezember 2009

Ashura (27. Dez.) Bericht #12

Erst wird eine neue Straße befreit, dann (ab der 2. Minute) schreien alle "Tod für Chamenei"


Bassiji verhaftet


Wütende Menschen greifen die Bassijis an

Ashura (27. Dez.) Bericht #11

Noch ein Polizeiauto attackiert



"Tod für Chamenei; Dieser Monat ist Monat des Blutes, Chamanei wird stürzen; Viva Mousavi; Tod für das Prinzip der Herrschaft des Obersten Rechtsgelehrten [Revolutionsführer]"


Elf weitere Videos sind auf rahesabz verfügbar.

Ashura (27. Dez.) Bericht #10



Victory, Sieg auf manchen befreiten Straßen.

Unbedingt sehen (so befreiten Menschen andere Verhaftete aus einem Polizeiauto):

Ashura (27. Dez.) Bericht #9

Großartige Fotos von heute kann man auf  picfog anschauen.

Iraner schreien heute "Tod für Chamenei [Revolutionsführer]"


Eine Bassiji-Gebäude unter Feuer

Ashura (27. Dez.) Bericht #8

Es gibt viele Tote. Viele Straßen sind unter der Kontrolle der Bevölkerung. Das iranische Fernsehen dementiert zwar, ihr könnt es aber selbst sehen.


Barrikaden werden gebaut.


Leute greifen die Bassijis an und entwaffnen weitere


Mann gegen Mann, Vok gegen Bassijis



Ashura (27. Dez.) Bericht #7

 



 


Ashura (27. Dez.) Bericht #6




Das iranische Fernsehen behauptet es gäbe keine Toten. Es gibt einige Töte. Ich will noch keine Zahlen nennen.

Mousavis Neffe ist bereits tot. Die Nachricht ist von zuverlässigen Quellen bestätigt.
Mousavi ist im Krankenhaus.

Slogan: "Trauertag ist heute, das grüne iranische Volk trauert heute"

 

Ashura (27. Dez.) Bericht #5

Berichten zu Folge sind einige Straßen unter Kontrolle der Demonstranten.

Unbedingt anschauen: Eine Straße wird erobert und einige Staatskräfte werden entwaffnet.


Dieses Video bestätigt solche Berichte:


Dieses Video heißt "Macht des Volkes"




Ashura (27. Dez.) Bericht #4

Die Menschen sind es jetzt satt. Sie bekämpfen die Polizei und die Bassij. Sie verbrennen Autos der Polizei und Motorräder der Bassij. Die meisten Slogans sind gegen Chamenei gerichtet. Menschen sind gestorben, die Wut ist groß.


 


Polizeiauto brennt


Wird dieses Polizeiauto auch verbrannt?



Ashura (27. Dez.) Bericht #3

Eine Straße unter Kontrolle der Demostranten; Slogan: "Ich töte, ich töte, den, der meinen Bruder getötet hat"





 

"Das hier ist Mousavis Armee"




Ashura (27. Dez.) Bericht #2

Ein Junge versucht ein Plakat von Ajatollah Chamenei, dem Revolutionsführer, zu zerreißen.


Schießerei auf einer Straße. Man sieht eine Leiche, die hoch getragen wird. Die Menge schreit: "Ich töte, ich töte, den, der meinen Bruder getötet hat"



Ashura (27. Dez.) Bericht #1 (mit Videos)

Es gab Tote bei den Demonstrationen heute, das ist mittlerweile bestätigt. Die Anzahl variiert aber.

Ich werde heute mit Videos anfangen, Berichte kommen später. Bei größerem Interesse könnt ihr mich auf Twitter verfolgen. Ich werde da natürlich aktiver berichten können.




Videos

Demonstranten verlangen Unterstützung. Passanten zeigen ihre Unterstützung mit V-Zeichen. 


Slogan: "Chamenei schäme dich; verlass das Land", danach wird ein politisches Lied gesungen.



Sonntag, 20. Dezember 2009

Ajatollah Montazeri gestorben; grüne Bewegung schockiert


Iran ist in Trauer heute. Der mutige, volksnahe Ajatollah Montazeri ist heute gestorben. Ein großer Verlust für die grüne Bewegung.

Montazeri war einer der Verfasser der iranischen Verfassung.  Er war zum offiziellen Nachfolger von Ajatollah Chomeini ernannt. Wegen seiner Kritik an den angeordneten Massenexekutionen wurde er aber entmachtet.

"Hussein Ali Montaseri war nicht nur der schiitische Theologe Irans mit dem höchsten Ansehen, er war zugleich auch der schärfste Kritiker des herrschenden Systems", schreibt die Tagesschau über Ajatollah Montazeri.

"Die grüne Bewegung verliert ihre spirituelle Leitfigur und einen ihrer prominentesten Unterstützer in der Geistlichkeit", schreibt die Zeit.

Menschen aus verschiedenen Städten gehen spontan auf die Straßen und zeigen ihre Trauer dem Regime. Trauer um jemanden, der keine Angst hatte, seinen Vefolgern öffentlich zu sagen, sie sollen Chamenei entmachten, so gewaltfrei wie möglich. So, dass möglichst kein Blut vergießt.

Morgen gehen Mousavi und Karroubi nach Qom, um an seiner Beerdigung teilzunehmen. Wahrscheinlich werde ich zu seiner Beerdigung und den Trauerzügen, die immer größer werden, mehr berichten. Wer die aktuellsten Nachrichten mitbekommen will, kann mich auf Twitter verfolgen.

Hier ein paar Videos von den heutigen spontanen Trauerzügen:

Sharif Universität, Teheran


Elm-o-Sanat-Universität, Teheran


Najafabad (Esfehan oder Isfihan; Slogan: "Montazeri, Glückwunsch zur Freiheit; Montazeri, dein Weg geht weiter")

Dienstag, 15. Dezember 2009

Wir sind alle Majid Tavakoli

Kennt ihr dieses Foto? Immerhin war es auf vielen internationalen Zeitungen und Nachrichtendiensten wie New York Times, CNN und Webseiten zu sehen. Nach dem Erscheinen dieses Fotos begannen iranische Blogger mit einer neuen Kampagne, die dank Twitter und Internet sehr schnell erfolgreich wurde. Hunderte Männer verschleierten sich, darunter auch Dozenten der amerikanischen Universitäten. Auch deutsche Medien berichteten davon, beispielsweise die FAZ.

Majid Tavakoli saß bereits zweimal im Gefängnis. Das hielt ihn aber nicht davon ab, seine mutige Rede an der Amir-Kabir-Universität zu halten und Chamenei als Diktator zu bezeichnen. Er wurde wieder verhaftet.

Die Ahmadinejad-nahe Nachrichtenagentur Fars veröffentlichte ein Foto von ihm im schwarzen Tschador. Damit wollte die Putsch-Regierung Majid Tavakoli erniedrigen und eventuell eine Spaltung zwischen den Studenten und der Bevölkerung erreichen. Augenzeugen behaupten aber, dass Majid nicht im Tschado war, als er verhaftet wurde.

FAZ schreibt: "unverschämt: Fars stellte sein Foto neben ein Bild von Abdul-Hassan Bani Sadr, dem ersten Präsidenten der Islamischen Republik, der 1981 angeblich ebenfalls als Frau verkleidet ins französische Exil geflohen war. Während das Foto Bani Sadrs, der glattrasiert und ohne sein Markenzeichen, den Schnurrbart, im geblümten Kopftuch voll in die Kamera blickt, tatsächlich seine eher weiblichen Gesichtszüge aufscheinen lässt, wirkt Tavakoli mit Dreitagebart und gesenktem Blick nur verkleidet und beschämt.
[...]
Eine Website drehte den Spieß um, montierte das Gesicht von Präsident Mahmud Ahmadineschad unter den Tschador und zeigte sogar den religiösen Führer Ali Chamenei als zarte Schönheit, rotwangig und mit Lippenstift."

Den vollständigen Artikel könnt ihr auf FAZ.net lesen.

Für diejenigen, die kein persisch können: ab etwa der 40. Sekunde wird es interessant.


Fotos aus dem Iran (#6)


Wir sind unzählbar;
Polizist formt V mit seinen Fingern,
V ist das Zeichen der grünen Bewegung 

Montag, 14. Dezember 2009

Zerreissen des Fotos von Ajatollah Chomeini, eine Intrige?

Studenten tragen am 13. Dezember Fotos von Ajatollah Chomeini;
Sie verhinderten damit eine Spaltung der grünen Bewegung.


Auf einem der im Internet und auch in diesem Blog erschienenen Videos sah man wie unbekannte Menschen die Fotos von Ajatollah Chamenei und Ajatollah Chomeini verbrennen. Auffällig an diesem Video war, dass man die Menge nicht sah, aber die Slogans der grünen Bewegung im Hintergrund hören konnte. Manche Experten behaupteten sofort, das Video könnte eine Intrige der Pasdaran sein, um die grüne Bewegung zu spalten. Am gleichen Tag zeigte das iranische Fernsehen ein Video von zerrissenen Fotos von Ajatollah Chomeini. Wollte das iranische Fernsehen die alten Anhänger der  islamischen Republik von der grünen Bewegung abspalten? Denn es ist nicht zu bestreiten, dass viele Anhänger der grünen Bewegung Anhänger von Ajatollah Chomeini sind. Immerhin genoss Mousavi, symbolischer Führer der Bewegung, Chomeinis Unterstützung. Karroubi war ein Freund von Ajatollah Chomeini und der Enkelsohn von Ajatollah Chomeini ist unter massivem Druck der Putsch-Regierung, weil er politische Gefangene besucht und wo Ahmadinedjad erscheint, nicht auftritt. Außerdem wird spekuliert, dass Mousavi verhaftet wird (siehe vorheriger Artikel). Die aktiven Studenten schlafen nicht und verfolgen die Nachrichten. Ein Blogger schreibt (ganzer Artikel auf persisch), die schnelle Verbereitung der Nachricht bezüglich dieser Verhaftung sei der Grund, dass Mousavi noch frei ist. Vom Hause Chameneis schreibt er, wie viele einflussreiche Menschen mit Chamenei telefonierten oder zu ihm kamen und ihn davor warnten Mousavi zu verhaften. "Unter großem Druck musste der [Revolutions-]Führer seine Meinung ändern". Andere meinten die Zeit sei noch nicht gekommen, Mousavi zu verhaften. Ajatollah Chamenei sagte zu diesem Skandal offiziell: "Beleidigung von Ajatollah Chomeini ist eine Folge des Verhaltens der Oppositionsführer" und "Ihr werdet sehen, dass die Gegner vor euren Augen vernichtet werden.", was die Meldung des Blogs mehr oder weniger bestätigt.

Nachdem Mousavi und Karroubi sagten, dieses vom iranischen Fernsehen ausgestrahlte Video sei suspekt, wussten die Studenten sofort was zu tun ist: Sie gingen heute, am 13. Dezember, auf die Straßen und riefen:
"Chomeini, wo bist du, Mousavi ist allein geworden" und "Der der [die Wahlen] manipulierte, zerriss auch die Fotos [von Chomeini]"



Eine Ansammlung der Protest-Videos  vom 13. Dezember gibt es auf der Seite unity4iran .

Samstag, 12. Dezember 2009

Wird Mousavi verhaftet?


Mousavis offizielle Seite warnte vor wenigen Stunden, dass etwas passieren werde. Die Leute sollten ständig die Nachrichten verfolgen. Neue Meldungen zu Folge sei die Wahrscheinlichkeit der Verhaftung von Mousavi enorm gestiegen. Laut Rouyanews und andere Webseiten wurde die Meldung von zuverlässigen Quellen bestätigt.

Freitag, 11. Dezember 2009

Neues vom 16 Azar (7. Dezember)

Wie vermutet werden weiterhin Videos vom siebten Dezember ins Netz gestellt. Die Anzahl der unruhig gewordenen Städte am siebten Dezember ist damit viel größer als bei den vorherigen Artikeln behauptet. Viele dieser Videos kommen aus kleineren Städten, von denen man nicht einmal über Proteste berichtete. Das zeigt, dass die Experten, die die Anzahl der Demonstranten sogar höher als die Opposition einschätzten, Recht hatten. Bei Interesse sind diese Videos auf meiner Twitter-Seite zu finden.

Ein interessantes Video aus Yazd, das wegen des wilden Vorgehens des Regimes für Aufmerksamkeit sorgte, ist ebenfalls am Mittwoch veröffentlicht worden:



Dienstag, 8. Dezember 2009

Rückblick auf 16 Azar (7. Dezember)

Was passierte am 7. Dezember?
Seit Wochen gab es Ankündigungen von Studenten, dass es an diesem Tag an den Universitäten Proteste geben wird. Kurz vor dem siebten Dezember luden die Studenten das Volk ein, die Studenten zu unterstützen, indem sie zu den Universitäten kommen. Daraufhin schlossen die Bassijis die Türen ab; die Studenten brachen diese aber ein. Auf den Straßen gab es ebenfalls Demonstrationen. Tränengas und Pfefferspray reichten nicht aus um die Demonstranten auseinander zu bringen. Der Staat benutzte Luftschüsse.

Menschen, die wegen der Gefahr nicht auf die Straße kommen wollten, wurden eingeladen einen grünen Stau zu erzeugen. Berichten zu Folge gab es in Teheran 5 Kilometer lange Staus. Die Autofahrer unterstützten die Demonstranten mit Hupkonzerten. Demonstranten hatten es dadurch leichter.

grüner Stau:


Wo?

Videos und Fotos kamen (bisher) vor allem aus Mashhad, Teheran, Tabriz, Esfehan, Sanandaj und Qazvin, aber es gab auch aus anderen Städten Berichte und Fotos.

Grüner Schal auf Statue von Fredausi (Ferdowsi):


Foto aus Mashahd:

 


Schüler fordern ihre Lehrer zur Unterstützung auf

Es gibt auch Videos von Schulen. Auf dem Video unten sieht man Schülerinnen einer Mädchenschule, die ihren Lehrer um Unterstützung bitten und Freiheit der politischen Gefangenen fordern. Ich bin sehr stolz auf sie.



Slogan: "Bassiji, wo ist dein Studentenausweis?" Am Ende: "Bassiji ist wild geworden"




Verhaftungen
Offiziell wurden gestern zweihundertsechs Demonstranten festgenommen.


Weitere Videos (8. Dezember)

Video von der Universität Teheran; Slogan: "Rektor der Universität: Rücktritt, Rücktritt"


Bassijis schlagen zu


Universitäten auch heute unruhig (8. Dezember)

Zumindest aus Teheran gibt es Berichte und Videos über aktuelle Unruhen an den Universitäten.
Hier zwei Videos:



Montag, 7. Dezember 2009

16 Azar (7. Dezember) Fotos (#3)




Bild oben: Teheran,
Bild unten: eine Universität in Teheran

Aktueller Bericht

Nicht nur Universitäten sind unruhig, sondern auch Straßen. Es kann sein, dass in Kürze massive Straßenproteste beginnen, wie dieses Video zeigt:

Die Leute schreien hier "Chamenei ist Mörder"; anscheinend ist dieser Ausspruch ziemlich beliebt geworden. Und die Wut bleibt wohl größer als die Angst.
Universitätstüren wurden heute morgen geschlossen, die Studenten brachen aber eine Tür ein. Dadurch konnten erstmal Studenten und Menschen, die außerhalb warten mussten, auf das Universitätsgelände gehen, jedoch können sie auch langsam auf den Straßen zusammen mit anderen "Bürgern gegen die Diktatur" rufen.

16 Azar (7. Dezember) Videos

Mashhad


Verbrennen der Fotos von Ahamadinedjad und Chamenei.
Slogans: Chamenei ist Mörder; Ahmadinedjad verrät, Chamenei unterstützt


Studenten brachen die Tür der Universität ein


Geld hoch für Bassijis
Slogan: Wir stehen nicht für Geld (zu den Bassijis)



16 Azar (7. Dezember) Fotos (#2)


 


16 Azar (7. Dezember) Fotos (#1)


Teheran


Dieses Foto wurde gemacht, damit die grüne Bewegung die Gesichter derjenigen identifiziert, die die Menschen schlagen.


CNN-Meldung

Für diejenigen, die nicht auf Twitter schauen wollen, bette ich hier ein CNN-Video ein:



Sonntag, 6. Dezember 2009

Drei neue Videos

Drei aktuelle Videos wurden gerade hoch geladen; falls ihr mehr Videos sehen wollt, solltet ihr meinen Twitter-Feed verfolgen.








Widerstand begonnen

Der siebte Dezember, 16 Azar, ist erst morgen. Bereits jetzt stehen aber Videos mit Allah-o-Akbar-Schreien in Teheran auf YouTube. Mehdi Sahrakhiz lud beispielsweie dieses Video hoch:


Demonstrationen sind in vielen Städten und Kleinstädten angekündigt. Mousavi und Karroubi sind von den Studenten und Organisatoren eingeladen worden, an den Protesten teilzunehmen.

Wer morgen aktuelle Videos anschauen will, sollte auf Twitter nach den Themen #16azar #iranelection #sog oder #iran suchen. Ich werde sicher auch aktiv sein.

Freitag, 4. Dezember 2009

Fotos aus dem Iran (#5)

Ein mutiger Student hält ein Plakat in den Händen mit dem Text: "Faschistischer Präsident, in der Polytechnischen Universität [Teheran] hast du nichts verloren"




Neuer Name einer Straße in Italien: Teherans Studenten

Mohesn Makhmalbaf über die Grüne Bewegung (englisch)

Schlagzeilen der Woche (#5)


1. Zahra Rahnavard wurde zum dritten Denker von "The FP Top 100 Global Thinkers" gewählt, weil sie das Gehirn der grünen Bewegung ist. Auf dem ersten Platz ist der Ökonom Ben Bernake zu sehen, während Barak Obama den zweiten Platz erhielt.

2. Tägliche Proteste der Studenten setzen sich fort. In Teheran fangen diese Proteste mit einem Hungerstreik an. Man stellt die Mensatabletts auf eine Reihe, läuft diese Reihe entlang und singt politische Lieder. Mittlerweile kommen mehr Videos aus kleineren Städten ins Netz. Der Grund könnte die erwiesene Wirkung dieser Videos sein: sie machen den Protestierenden mehr Mut, weil man weiß, dass man nicht alleine ist.


3. Behzad Nabavi (auf dem Foto links) ist frei. Zwar war er kurz vor dem Sterben und musste sofort ins Krankenhaus, zum Glück ist aber alles gut gelaufen. Das Mitglied von Modschahedin-e-Enghelb-e-Eslami (nicht zu verwechseln mit Modschahedin oder MKOs) erzählt seinen Besuchern mit guter Laune, wie er hinter Gittern seiner Frau einen fernen Kuss  schickte, wie seine unpolitische Frau ihm mit V-Zeichen sagt,e er solle stark bleiben und Widerstand leisten [also nicht beichten]. In diesem Moment dachte er, er sei zu rückschrittlich geworden und erzählt ironischerweise, wie jemand zu den Wachen sagte: "falls Nabavi ein Haar verliert; [lacht] er wusste ja ich kann kein Haar mehr verlieren" und zeigt damit seine gesunde psychische Verfassung. Dazu gibt es ein Video auf YouTube, leider nur auf persisch.

Nabavi wurde von vielen prominenten Politikern besucht. Von Mousavi und seiner Frau Rahnavard, Karroubi, Ex-Präsident Khatami, Blogger-Mullah Abtahi und Ex-Innenminister Nuri (Foto oben, neben Nabavi). Er erzählte ihnen, wie der viel gefürchtete Richter Mortazavi ihn zum Beichten bringen wollte und ihm in einem veränderten Zeitungsartikel zeigte, Mousavi habe eingestanden, dass er verloren habe. Nabavi sagte zu Mortazavi, er glaube es nur, wenn sie ihm einen Video von Mousavi zeigten, auf dem er die Niederlage akzeptiert. 

4. Zeidabadis Kaution ist wieder gestiegen. Mittlerweile beträgt sie fünfhunderttausend US-Dollar!

5. Shirin Ebadis Nobelpreis ist konfisziert worden! Zwar wurde die Meldung vom Außenminister Irans verneint, Shirin Ebadi aber sagte, der Minister lüge. Außerdem sei das Geld ihres Mannes konfisziert.

6. Neue Welle von Videos vom 4. November ist angekommen. Für die Interessierten gebe ich dieses Mal nur die Links meiner Auswahl hier an: Video 1 und Video 2


Freitag, 27. November 2009

Fotos aus dem Iran (#4)


Ein Foto von der Bassij-Woche


Nein, das ist kein Stand zum Verkauf alkoholischer Getränke. Farsnews ist stolz auf Bassijis, die ausländische alkoholische Getränke konfisziert haben. Alkohol Trinken ist im Iran verboten. Vielmehr will Bassij für sich Werbung machen, indem sie zeigt, wie sie der Bevölkerung den Alkoholkonsum verweigert!




Natürlich gibt es auch Frauen bei der Bassij

Fotos aus dem Iran (#3)


Bassiji-Kinder während einer Übung



Dienstag, 24. November 2009

Zeidabadis Strafe


6 Jahre Haft, 5 Jahre Exil nach Gonabad im Nordosten Irans und lebenslanges Verbot der Teilnahme an politischen Aktivitäten schockierte wieder das ganze Land. Nach Momeni, Sprecher der wichtigsten reformorientierten Studentenorganisation Daftar-e-Tahikim-e-Vahdat, bekommt auch der Vorsitzende der Organisation eine harte Strafe. Das Gericht nannte bisher keinen Grund für diese Strafe. Vielleicht weiß der Richter mittlerweile, dass die Menschen den wahren Grund kennen: Äußerung von Kritik.

Zuvor unterschrieb der Richter dreimal, dass Zeidabadi für eine Kaution von zweihundertfünfzigtausend Dollar das Gefängnis verlassen dürfe, aber der Staatsanwalt verweigerte die Freilassung! Damit war Zeidabadis Haft in den letzten Monaten absolut illegal. Die Kaution wurde jetzt auf dreihundertfünfzigtausend Dollar erhöht. Seine Familie und sein Anwalt versuchen momentan das Geld aufzutreiben und hoffen, dass Ahmad Zeidabadi damit für die Zeit bis zum nächsten Gerichtsverfahren aus dem Gefängnis frei kommen kann, zumindest vorübergehend.

Seine Verhörer haben sicher Angst, dass Zeidabadi über die Folterungen, unter denen er lange leiden musste, spricht. Viele warten auf seinen nächsten Artikel. Jetzt mehr denn je. 

Sonntag, 22. November 2009

Abtahi wieder frei!

Abtahi ist wieder frei. Er musste dafür eine Kaution von siebenhunderttausend Dollar zahlen. Sein Anwalt bestätigte die Meldung und sagte, dass Abtahi auf neue Gerichtsverhandlungen wartet.

Schlagzeilen der Woche (#4)

1. Harte, unverhältnismäßig lange Strafen für Studenten und Politiker
Abtahi, der Blogger-Mullah, bekam am Freitag eine Haftstrafe von 6 Jahren. Am gleichen Tag gab es Gerüchte, dass er wieder frei sei. Gründe seiner Strafe sind wie bei allen anderen pauschal: Gefährdung der inneren Sicherheit, Versammlung gegen die heilige islamische Republik; die unsinnige lange Liste der Anschuldigungen muss ich nicht zu Ende führen.


Abdollah Momeni, Sprecher der Studentenorganisation Daftar-e-Tahikim-e-Vahdat, bekam eine Haftstrafe von 8 Jahren.
Diese Nachricht schockierte das ganze Land. "8 Jahre Haft, weil er von Menschenrechten und Demokratie sprach" oder "wenn es irgendwo eine Versammlung wegen Menschenrechten gab, war Momeni immer da" sind keine Seltenheit auf persischsprachigen Blogs. Madyar, ein iranischer Blogger im Iran, schreibt auf seinem Blog an das Gericht und damit auch an die Regierung: "Glaubt ihr wirklich, dass ihr noch 8 Jahre an der Macht bleibt?". Im selben Artikel fügt er hinzu: "Abdollah Momeni war für etwa 4 Monate in Isolierhaft. Das ist das Schlimmste für einen sozialen Menschen, der gerne etwas mit vielen Freunden unternahm."

2. Arzt von Kahrizak, dem geschlossenen Foltergefängnis, ermordet?
Er war damit ein Folter-Zeuge. Von den Folterungen hatte der Arzt bereits berichtet. Pasdarans Sprecher behauptete, der Artzt beging Selbstmord. Seine Familie und oppositionelle Medien berichten aber über widersprüchliche Behauptungen über seinen Tod. Auf Süddeutsche gibt es einen ausführlicheren Bericht.

"Ewig ist der, dessen Herz für die Liebe erwacht ist…“Ramin Pourandajanis Rede bei seiner Abschlussfeier kann man auf Julia's Blog lesen oder auf persisch anschauen.
"Sein jugendlicher Idealismus und seine Abschiedsworte erhalten angesichts seines verfrühten Todes eine neue und schmerzliche Bedeutung." (Julia).

3. Ahmadinedjads Besuch in Tabriz, wieder ein Flop


 
Das Bild oben ist von Kayhan, einer pro-Ahmadinenedjad-Zeitung, mit Photoshop bearbeitet worden. Das Foto unten ist das Original zu dem Bild oben.

Und wenn man es genauer anschaut, sieht man, dass die Zuschauer Schulkinder waren, die mit ihren Schulen hingehen mussten oder Bassij-Gruppen mit ihren Plakaten, um Präsenz zu zeigen. Weitere Bilder gibt es auf der onlymehdi.saharkhiz-Seite. Das Video "ich gestehe" war von ihm. Mittlerweile bloggt er auch selbst. Mutig wie sein Vater kämpft er gegen die Diktatur. 





Samstag, 14. November 2009

Mousavi zu Besuch bei Karroubi


Am Freitag Nachmittag war Mousavi erneut bei Karroubi zu Besuch. Mousavi wollte mit Karroubi vor allem über das harte Vorgehen des Regimes, besonders gegenüber den Frauen am 4. November, dem Studententag, sprechen. Mousavi sagte: "Warum war die Teilnahme am 4. November so schlimm [für die Regierung]?"

Karroubi erzählte über seinen fünfzehnjährigen Kampf gegen die Schah-Regierung und verglich die Schah-Diktatur mit der heutigen: "Ich erinnere mich an die Schah-Zeit: wenn in einem Bus, in dem früher beide Geschlechter gemischt waren, eine Frau eintrat [heute müssen Männer nach vorne, Frauen nach hinten!], sind die Männer aufgestanden, damit die Frau sitzen kann. Heute in der islamischen Republik geht man mit Frauen so schlecht um, dass man sogar Nachrichten von Gewalt mit Schlagstöcken hört."

Mousavi, der am 4. November gehindert wurde sein Büro zu verlassen, sagte über die Aufforderungen der grünen Bewegung aus seiner Sicht: "Die Grüne Bewegung ist gegen das Niederschlagen und wird nicht gewalttätig. Alle wissen bereits, dass unsere Waffen unsere dem Frieden dienenden und vernünftigen Slogans sind. Auch wenn wir dadurch Schaden erleiden. [...] Wir wollen die Freiheit der politischen Gefangenen. Wir wollen eine Garantie für Freiheit der Presse und Freiheit der Meinung. Der Islam ist eine Religion der Vernunft. Nicht eine Religion, die Stifte bricht und Zeitungen schließt. Unser Volk hat die historische Erfahrung, Blumen in den Lauf von Waffen zu stecken. Obwohl sie heute angegriffen werden, wissen sie, dass die Macht der Vernunft und der Friedlichkeit alle anderen Waffen besiegen wird."

Donnerstag, 12. November 2009

Ausschnitte aus Ehsan Fatahians Gelöbnis vor seiner Hinrichtung

(unbedingt lesen)

Das vollständige ins Deutsche übersetzte Gelöbnis kann man auf Julia's Blog (URL: http://englishtogerman.wordpress.com/2009/11/10/ich-hatte-nie-angst-vor-dem-tod-ehsan-fatahians-gelobnis/) lesen. Ich kann sehr empfehlen das vollständige Gelöbnis zu lesen, trotzdem habe ich den Text für diejenigen, die weniger Zeit haben, abgekürzt.

Der letzte Strahl bei Sonnenuntergang/
ist der Weg, auf den ich schreiben will/
Das Geräusch der Blätter unter meinen Füßen/
sagt zu mir: Lass dich fallen/
nur dann wirst du den Weg zur Freiheit finden.

Ich hatte nie Angst vor dem Tod. Selbst jetzt, wo ich seine seltsame und ehrliche Gegenwart neben mir spüre, möchte ich noch seinen Geruch wahrnehmen und neu entdecken; der Tod ist der älteste Gefährte dieses Landes. Ich möchte nicht über den Tod sprechen, ich möchte nach den Gründen dahinter fragen. Wie kann man heute, wo Strafe die Antwort für die ist, die Freiheit und Gerechtigkeit suchen, dieses Schicksal fürchten? Diejenigen von „uns“, die von „ihnen“ zum Tode verurteilt wurden, haben nur eine Öffnung zu einer besseren und gerechten Welt gesucht. Wissen „sie“ auch, was sie tun?

[...] Ich suchte in tausend verschiedenen Richtungen nach den Gründen für Ungerechtigkeit. Aber die Wege für die, die nach Gerechtigkeit streben, waren so blockiert und die Atmosphäre so repressiv, dass ich keinen Weg fand, um die Dinge im Innern zu ändern, und so wandte ich mich woanders hin: Ich wurde ein Kämpfer der Komalah, um meine gestohlene Identität wieder zu finden. Doch ich habe mich nie von meiner ersten Heimat getrennt, und hin und wieder ging ich zurück, um meine Erinnerungen zu beleben. Und eines Tages, während eines meiner Besuche, fanden sie mich und sperrten mich in einen Käfig.

Das Willkommen, dass meine Wächter mir am ersten Tag zuteil werden ließen, zeigte mir, dass mein Schicksal das derer sein würde, die diesen Weg vor mir gegangen waren: Folter, konstruierte Anklagen, parteiische Gerichte, ein ungerechtes und politisch motiviertes Urteil, und schließlich und endlich der Tod.

[...]

In derselben Nacht wurde ich zum Hauptquartier des Geheimdienstministeriums der Provinz Kurdistan in Sanandaj gebracht, wo mir die richtige Party bevorstand: eine schmutzige Zelle mit einem ekelerregenden Bad, die Decken waren seit Jahren nicht gewaschen worden. Dies war der Beginn eines dreimonatigen Lebens zwischen Zelle und Verhörraum, immer unter extremer Folter und Schlägen. Die ehrenwerten Verhörbeamten waren so erpicht darauf, befördert zu werden oder etwas mehr Geld zu verdienen, dass sie mit allen möglichen bizarren Anschuldigungen kamen, obwohl sie wussten, dass sie falsch waren. Sie wandten jedes ihnen verfügbare Mittel an, um zu beweisen, dass ich an einer bewaffneten Operation beteiligt war. Am Ende konnten sie nur beweisen, dass ich ein Mitglied der Komalah gewesen war und bei Propagandaaktionen gegen das Regime mitgemacht hatte.

Die zehnjährige Haftstrafe, die durch das erste Gericht verhängt wurde, ist ein guter Beweis dafür, dass es nur einen Anklagepunkt gegen mich gab. Das Revolutionsgericht in Sanandaj verurteilte mich zu zehn Jahren Gefängnis, abzusitzen im Ramhormoz-Gefängnis außerhalb Kurdistans.

[...] Fälle mit Todesurteilen fielen in die Zuständigkeit des Obersten Gerichts. Der Staatsanwalt von Kamayaran legte also gegen das erste Urteil Berufung ein, und unerwarteterweise wandelte das Berufungsgericht von Kurdistan die zehnjährige Haftstrafe in ein Todesurteil um, was gegen das iranische Gesetz verstößt.

[...]

Lassen Sie mich hinzufügen, dass man mich, kurz bevor mein Urteil in ein Todesurteil abgewandelt wurde, aus dem Sanandaj-Gefängnis in das Gefängnis des Geheimdienstministeriums brachte, wo ich aufgefordert wurde, vor der Kamera ein falsches Geständnis abzulegen, Reue für Dinge zu zeigen, die ich nicht getan hatte und meinen Überzeugungen abzuschwören. Ich habe mich ihren unrechtmäßigen Forderungen nicht gebeugt, also wurde mir mitgeteilt, dass meine Haftstrafe in ein Todesurteil umgewandelt werden würde. Sie hatten es eilig damit, ihr Versprechen einzulösen und mir zu beweisen, dass Gerichte immer den Forderungen des Geheimdienstes und nichtjuristischer Organe nachgeben. Wie kann man da die Gerichte kritisieren?

Alle Richter legen einen Eid ab, in dem sie schwören, jederzeit und in jedem Fall unparteiisch zu bleiben, nach dem Gesetz und nur nach dem Gesetz zu gehen. Wie viele der Richter dieses Landes können von sich sagen, dass sie diesen Schwur nicht gebrochen haben, dass sie gerecht und unparteiisch geblieben sind? Meiner Meinung nach kann man diese Richter an den Fingern einer Hand abzählen. 

Wenn das gesamte Justizsystem in Iran auf Grund einer Handbewegung eines ungebildeten Verhörbeamten Verhaftungen, Prozesse, Haftstrafen und Todesurteile anordnet, was kann man dann von ein paar niederen Richtern in einer Provinz erwarten, die immer diskriminiert wurde? Ja, in meinen Augen ist es das Fundament des Hauses, das in Trümmern liegt.

Als ich den Staatsanwalt, der das erste Urteil erlassen hatte, letztes Mal im Gefängnis traf, gab er zu, dass das Todesurteil illegal war. Und dennoch wurde beim zweiten Mal entschieden, dass meine Hinrichtung ausgeführt werden soll. [...]

Die Leute, die diesen Gruppen angehören, betrachten Leben und Tod eines Gefangenen lediglich auf der Basis ihrer eigenen politischen und finanziellen Interessen. Sie sehen nichts außer ihren eigenen ungesetzmäßigen Zielen, selbst wenn es um das Recht eines Menschen geht, zu leben – das fundamentalste aller Menschenrechte. Wie sinnlos ist es, von ihnen zu erwarten, dass sie internationale Verträge respektieren, wenn sie nicht einmal ihre eigenen Gesetze einhalten?

Ein letztes Wort: Wenn die Regierenden und die Unterdrücker glauben, dass die kurdische Frage mit meinem Tod beendet ist, irren sie sich. Mein Tod und der Tod tausender anderer wie mir wird den Schmerz nicht heilen, sondern nur Öl in dieses Feuer gießen. Es besteht kein Zweifel daran, dass jeder Tod der Beginn eines neuen Lebens ist.

Ehsan Fatahian,
Zentralgefängnis Sanandaj

Dienstag, 10. November 2009

Schlagzeilen der Woche (#3)

1. Studententag, Demonstrationen und radikal gewordene Slogans

Die große Anzahl der auf Youtube eingestellten und an ausländische Nachrichtenagenturen gesendeten Videos von den Protesten überraschte die Welt. Vor allem gab es viele Videos aus Provinzen und aus Kleinstädten. Die Slogans wurden radikaler, eine Antwort auf das harte Vorgehen der Hardliner. Mehr Tabus wurden gebrochen, sodass der Revolutionsführer überall als Mörder beschimpft wurde, nicht nur von Studenten. Die Demostranten waren nicht zusammen, sondern in verschiedenen Ecken Teherans verteilt, so dass die Polizei es schwerer hatte, die Stadt in Ruhe zu bringen.

2. Sorge um Verhaftete

Auffällig war, dass die meisten Verhafteten Frauen waren. Heute, am Montag, wurden etwa vierzig Demonstranten frei gelassen.

3. Ausländische Journalisten wurden verhaftet,

darunter ein Däne und zwei Franzosen.

4. El-Beradei, Generaldirektor der IAEO:

"Irans Atomanlage in Qom ist nicht beängstigend."

 5. Ahmadinedjad droht dem Parlament, ein verabschiedetes Gesetz zurückzuziehen,

falls das Parlament ihm bei einem Zusatzgesetz nicht zustimmt!

BBC (Englisch) über die Demonstrationen





Montag, 9. November 2009

Slogans am 4. November einerseits radikaler, andererseits sanfter

Betrachtet man die Slogans vom Studententag und vergleicht sie mit denen der Demostrationen zuvor, stellt man fest, dass die neuen Slogans mutiger sind. Mehr Tabus werden gebrochen. Vor allem war auch Chamenei ein Zielobjekt der Demonstranten. "Chamenei ist ein Mörder" war auf vielen Videos aus vielen Städten zu hören. Das Video, in dem man sieht, wie die Menschen ein Plakat mit dem Bild Chameneis herunternehmen und darauf herumtreten (unten) ist ein Beispiel für den Mut und die Radikalität als natürliche Antwort auf die Hassreden Chameneis. Weiß man, dass diese Menschen dafür die Todesstrafe bekommen könnten, kann man diesen Mut nicht mehr bestreiten.

Trotz solchen Bildern war der Slogan "Tod für [eine Person]" selten zu hören. Wird der kompletten grünen Bewegung also langsam bewusst, dass man im Ausland ein falsches Bild von ihnen bekommen könnte? Dass die Menschen wegen dieser Slogans denken könnten, die grüne Bewegung ist für die Todesstrafe? Diese Frage kann man noch nicht wirklich beantworten. Man muss erst den Ablauf der nächsten Demostrationen abwarten.


Auch der Slogan "Tod für Russland" wurde fast vollständig in "Russlands Konsulat ist das Haus der Spione" umgewandelt.

Übrigens, noch immer erscheinen neue Videos auf Youtube, obwohl bereits am Mittwoch mehr als siebenhundert Videos im Internet zu finden waren. Wer also bis heute glaubte, dass Unterdrückung und Folter einfache Mittel zur Verteidigung des Regimes sind, wird heute wahrscheinlich anders denken.

Donnerstag, 5. November 2009

Meine Videoauswahl der Proteste am Studententag (4.Nov.) (#4)

Dieses Video habe ich jetzt doch gefunden. Die Welt soll diese Videos sehen.



Fotos aus dem Iran (#2)


Mutiges Mädchen

Meine Videoauswahl der Proteste am Studententag (4.Nov.) (#3)

In diesem Teil beschränke ich mich auf Videos, die das brutale Vorgehen der Polizei und Co. zeigen.

Polizei schlägt junge Frau.


Auf diesem Video sieht man die Vorbereitung der Bassijis und der Polizei, die Leute niederzuschlagen.


Gerade merke ich, dass einige Videos nicht mehr auf Youtube zu finden sind. Ich hoffe es liegt nicht daran, dass diejenigen, die diese Videos gedreht haben erwischt wurden.



Meine Videoauswahl der Proteste am Studententag (4.Nov.) (#2)

"Bassij gib kein Mittagessen heute" und andere Slogans die nicht übersetzbar sind.


"Grüner schöner Iran, will keine Atombombe"


Mashhad, Nordosten Irans; Gesang politischer Lieder wie Schulfreund


Auf diesem Video nehmen die Leute ein Straßenposter mit dem Photo Chameneis herunter und jubeln danach.




Meine Videoauswahl der Proteste am Studententag (4.Nov.) (#1)

Tabriz Universität, Norwesten Irans;
"Tod der Diktatur" und "viva Mousavi" sind auf diesem Video zu hören.


Tehran; "Obama, mit und oder mit ihnen". Mein Kommentar zu diesem Slogan könnt ihr auch nachlesen.


Tehran; "Armer Diktator, das Spiel geht weiter", "Bassiji, bereite dich auf 7. Dezember vor"



Tehran; Gesang politischer Lieder


"Unabhängigkeit, Freiheit, iranische Republik"






Mittwoch, 4. November 2009

Videos und Berichte von den heutigen Großdemos erscheinen später auf dem Blog

Ihr könnt die Videos auf meinem Twitter verfolgen. Ich bin momentan dort aktiv. Es werden wahrscheinlich  noch viele Videos heute Nacht erscheinen. Ich versuche die besten daraus auszusuchen.

Grüße,
Dust and Trash

Montag, 2. November 2009

Plakate für den 4. November

Einhundertfünfzig Plakate der grünen Bewegung für den Schülertag oder Studententag, zum Teil auch auf englisch, kann man auf Flickr sehen.

"Obama, mit uns oder mit ihnen": Slogan für den 4. November?


Die Karikatur oben ist eine Woche bevor Obama den Friedensnobelpreis bekam in der New York Times und vielen anderen Zeitungen und Blogs erschienen. Der Grund: Obama schaffte das Budget einer Institution für Menschenrechte im Iran ab.

Am 4. November ist es soweit. Millionen Menschen im Iran werden auf die Straßen gehen. Historisch gesehen ist dieser Tag ein peinlicher Tag für die iranische Geschichte. Damals stiegen die islamisch-radikalen Studenten hoch über die Mauern der amerikanischen Botschaft und besetzten sie. Sie nahmen die Botschafter als Geiseln. Zumindest die Hauptakteure bereuen heute ihre Tat und schämen sich dafür. Viele Menschen wollen an diesem Tag auf die Straße gehen um zu sagen, wir wollen Frieden mit der ganzen Welt.

Es wurden viele neue Slogans vorgeschlagen. Unter ihnen scheint der Slogan "Obama, mit uns oder mit ihnen" besonders beliebt zu sein. Was versuchen die Menschen damit auszudrücken?

Sie wollen sagen: Obama, vergessen Sie unsere Rechte nicht. Vergessen Sie uns nicht, wenn Sie mit Ahmadinedjad verhandeln wollen. Das Regime ist nicht legitim. Früher oder später werden wir regieren. Wir beobachten Sie ganz genau. Verkaufen Sie unsere Rechte nicht. Wir mögen Sie, Mr. Obama, bitte enttäuschen Sie uns nicht.

Freiheit für drei Reformer


Hengameh Shahidi, Journalistin und Karroubis Mandatin für Frauenangelegenheiten während der Wahlen. Seit einer Woche war sie wegen des Hunger- und Medikamentenstreiks stark geschwächt. Die Kaution für ihre Freiheit beträgt etwa hunderttausend US-Dollar.


Alviri, ebenfalls Karroubis Berater, wurde erst einige Tage nach den Wahlen verhaftet. Vor den Wahlen war Alviri im "Kommitee gegen Wahlbetrug" engagiert. Nach den Wahlen kümmerte er sich um Gefangenenangelegenheiten. Vor der Gefangenschaft traf er sich mit Chamenei (Revolutionsführer) und Mandaten der Präsidentschaftskandidaten als Karroubis Mandat und verglich die Proteste nach den Wahlen mit denen von 1979, zur Zeit der Islamischen Revolution. Chamenei verlies das Treffen wegen "Müdigkeit".


Ghouchani, Chefredakteur; zuletzt bei Karroubis Zeitung. Er gilt als einer der prominentesten Journalisten vom Iran. Seine früheren Zeitungen wie Shargh wurden trotz einer großen Leseranzahl aus politischen Gründen geschlossen.




Mit der Hoffnung auf Befreiung aller politischen Gefangenen,
Dust and Trash