Samstag, 24. Oktober 2009

Karroubi wurde auf einer Medienmesse angegriffen


Als Karroubi überraschend in die Medienmesse eintrat wurde er zunächst herzlich von der Menge begrüßt und unterstützt, einige Minuten später wurde er aber von Anhängern Ahmadinedjads, im Iran auch Putschisten genannt, angegriffen. Auf dem Photo sieht man einen Schuh, der auf ihn geworfen wurde. Karroubi verlas die Messe ohne seinen hinuntergefallenen Turban.






Obwohl Fars und Irna, zwei Nachrichtenagenturen der iranischen Regierung, behaupten, die Menge beschimpfte Karroubi, sieht man auf dem Video das Gegenteil. Slogans wie "Karroubi, wir unterstützen dich" oder "Viva Karroubi, Viva Mousavi" sind eindeutig zu hören.

Auf einem anderen Video hört man die Leute "Bassijis sind wild geworden" und "Tod der Diktatur" schreien.

Fünfzig bis sechzig neue Verhaftungen

Fünfzig bis sechzig Reformisten, Aktivisten und Familienangehörige der politischen Gefangenen wurden vorgestern bei einer Gebetszeremonie festgenommen. Die Zeremonie fand im Haus der Mutter eines politischen Gefangenen statt. Grund der Zeremonie war die Befreiung dieses Gefangenen.


Mittwoch, 21. Oktober 2009

Fotos aus dem Iran (#1)


Geldschein oben: links ein Foto von Sohrab, Todesopfer der grünen Freiheitsbewegung im Iran, gedruckt von Anhängern der Bewegung. Darunter steht: Unser Sohrab ist nicht gestorben, die Regierung ist gestorben.

Geldschein unten: ein Hakenkreuz ersetzt das Allah-Symbol vom offiziellen iranischen Fernsehen, IRIB. Darunter steht so etwas wie: "wofür wir uns schämen müssen, das ist unser Fernsehen".

Zeidabadi (politischer Gefangener) und seine Familie


Ahmad Zeidabadi ist bei Studenten zweifellos einer der beliebtesten politischen Gefangenen, wenn nicht der beliebteste. Er ist nicht nur Journalist, sondern auch Vorsitzender der wichtigsten reformorientierten Studentenorganisation Daftar-e-Tahikim-e-Vahdat. Eine Gruppe, die Massen mobilisieren kann. Auch für Wahlen. Als diese Organisation vor vier Jahren entschied, die Wahlen zu boykottieren, war die Wahlbeteiligung bei etwa fünfzig Prozent. Bei den Wahlen dieses Jahres waren die Mitglieder gespalten. Die Mehrheit der Teheraner Mitglieder entschied sich zum großen Teil für Karroubi, die der anderen Städte für Mousavi.

Nun zu Ahmad Zeidabadi: Am Anfang war es so dass ich oft seine Artikel las, weil ich die Titel interessant fand. Irgendwann merkte ich mir seinen Namen und las seine Artikel in im Iran gefilterten Internetzeitungen. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich jemals einen Artikel von ihm nicht zu Ende gelesen habe. Auch wenn das Thema für mich uninteressant war, las ich sie wegen seinem Stil.

Kurz vor den Wahlen schrieb er für Karroubis Zeitung. Und seit den Wahlen ist er im Gefängnis. Bevor Karroubis Zeitung geschlossen wurde, schrieb ein Kollege von ihm in der Zeitung über Zeidabadi: "Während wir beim Tee trinken und Witze erzählen waren, saß er sich kurz aus Höflichkeit zu uns, ging dann schnell an seinen Laptop, las so viel wie möglich über seinen nächsten Artikel und fing an zu schreiben." Er schrieb mutig, über alles. Über Israel, über eine unterdrückte religiöse Minderheit namens Bahai. Er wurde immer wieder verhaftet, meistens aber schnell wieder frei gelassen. Seine Kinder sind schon seit ihrer frühen Lebensjahre sehr bekannt. Bekannt, weil sie leiden mussten. Weil sie oft erleben mussten, dass ihr Vater von irgendwelchen fremden Männern abgeholt wurde und eine Weile nicht mehr bei ihnen sein konnte. Einmal machte sein Sohn deswegen acht mal sein Bett nass. Wenn irgendwelche Menschenrechtler seine Frau nachts besuchen - nachts damit die Kinder nicht alles mitbekommen - berichten sie, dass die Kinder schnell zum Wohnzimmer kommen, weil sie wissen, dass es um ihren Vater geht. "Wie kann ich den Kindern erzählen: 'Ihr müsst jetzt schlafen gehen, weil ihr nicht wissen dürft, wie es eurem Vater geht'" Sie kommen einfach ins Wohnzimmer und warten neugierig, wie es ihrem Helden geht. Manchmal fragen sie auch etwas.

Dieses Mal ist er länger fern von der Familie. Er wird laut seiner Frau heftig geschlagen und darf seit einigen Wochen seine Familie nicht sehen. Gerüchten zufolge will man von ihm eine Unterschrift. Zeidabadi muss unterschreiben, nie wieder über Politik zu schreiben.

In einem Artikel vor den Wahlen schrieb er: "Falls eure ausländischen Freunde fragen, wie die Wahlen im Iran ausgehen werden, sagt das Pessimistischste was ihr euch vorstellten könnt". Hat Zeidabadi als einziger sehen können was geschehen wird und wollte es nicht wahr haben?

Vor ein paar Wochen schrieb ich über Hajjarian, den Philosophen im Rollstuhl. Kurz danach wurde er befreit. Hoffentlich kann sich auch bald Zeidabadis Familie freuen.

Dust and Trash


Samstag, 17. Oktober 2009

Schlagzeilen der Woche (#1)

1. Studentenversammlungen
 
Es gab diese Woche täglich Studentenversammlungen an den verschiedenen Universitäten Irans. Die dritte Versammlung an einer Privat-Universität, Universität Azad Teheran, sorgte am Meisten für Schlagzeilen, da es Auseinandersetzungen mit der Bassij gab. Laut der Webseite der Studenten der Amirkabir-Universität wurden zehn Studenten dabei verletzt. Zweitausend Studenten haben sich versammelt und forderten die Putschregierung zum Rücktritt auf. Auf den Videos sieht man auch, dass manche Studenten versuchten mit Bassijis zu diskutieren um sie auf ihre Seite zu bekommen oder sie mindestens zu überreden, die Studenten nicht zu schlagen.

2. Studententag und die nächste Großdemonstration in etwa drei Wochen

Seit etwa zwei Wochen organisiert die grüne Bewegung die nächste Großdemonstration mit vielen Plakaten. Kann man kein persisch, muss man nur links auf die arabischen Ziffern in Klammern klicken um weitere Plakate zu sehen. Eine weitere Sammlung von Postern findet man auf Mousavis offizieller Facebook-Seite. Sonst schreibt man auf Wände, oder Geldscheine.

Da dieser Tag oft auch als Schülertag bezeichnet wird, gibt es auch Poster mit Kindermotiven: Ein kleines Mädchen schreibt auf die Tafel: "Wir sehen uns am Schülertag". Oder in einem Heft in Kinderschrift ist zu lesen: "Ein Mann ist gekommen. Er hat eine Waffe in Hand. Wir haben keine Waffe. Wir sind grün."

Manche Poster sind richtungsgebend: "Tod für niemanden, Studententag, ein Tag für das Respektieren anderer Nationen". Dieser Tag war ebenfalls ein Tag, der von Hardlinern immer benutzt wurde um Tod den USA auszurufen. Studenten haben diesen Tag aber öfter genutzt, um gegen die Regierung und für die Freiheit zu protestieren.

Der Wächterratschef hat heute an seinen Freitagsgebetsprediger seine Angst vor diesem Tag öffentlich gemacht und sagte: "Sie Sache ist viel größer und wichtiger, als es aussieht."

3. Karroubi begrüßt einen Gerichtsprozess gegen sich

Als die Staatsanwaltschaft des Landes behauptete, es werde rechtzeitig Gerichtsprozesse gegen Mousavi und Karroubi geben, antwortete Karroubi, er begrüße diese. Es werde ihm dadurch ermöglicht, ungesagtes der letzten zehn Jahre zu erwähnen, und zwar in Details.

4. Ahmadinedjad traute sich nicht, an die Teheran-Universität zu gehen

Dafür schickte er aber einen Minister, der mit "Putsch-Regierung Rücktritt, Rücktritt" und "Wo sind deine 63%" begrüßt wurde.

5. Menschenrechte, Situation der Gefangenen und ihrer Familien, Todesstrafe

Berichte von Amnesty International, illegale Gefangenschaft von Politikern, Journalisten, Aktivisten, Studenten und Dozenten waren die weiteren Schlagzeilen der Zeitungen und Nachrichtenagenturen. Ich werde demnächst über zwei Fälle detailliert schreiben.


7. Ajatollahs attackieren Ahmadinedjads Regierung

Nicht nur der berühmte Ajatollah Montazeri und die modernen Ajatollahs wie Sanei attackieren die Regierung; auch die konservativeren machen mit. Die Gründe sind leider unterschiedlich. Nun, die Hauptkritik der zwei konservativen Ajatollahs, die auch als Verkäufer bekannt sind, ist, dass Ahmadinedjad Frauen als Minister eingestellt hat. Dafür ist die Kritik der restlichen zehn Ajatollahs der Umgang mit Menschen nach den Wahlen. Sie sagen, die Regierung sei islamisch illegal.

Fußnote:
"Schlagzeilen der Woche" erscheinen nur bei größerer Anzahl der für die grüne Bewegung wichtigen Ereignisse. Ich versuche damit, dass der Leser den Überblick über solche Ereignisse nicht verliert. Sie beinhalten natürlich nicht alle wichtigen Ereignisse.

Dust and Trash




Mittwoch, 14. Oktober 2009

Die Tochter von Ahmadinedjads Berater nimmt Asyl in Deutschland

Die Tochter von Ahmadinedjads erstem Berater, Mehdi Kalhor, nimmt Asyl in Deutschland. Vorher nahm sie mit ihrem Film am Nürnberger Filmfestival teil. Narges Kalhor, 25, drehte einen Film nach der Novelle "In der Strafkolonie" von Kafka. Es handelt sich um eine Foltermaschine. Der Unterschied zwischen dem Film und der Novelle ist das Ende. Am Ende des Filmes [den ich noch nicht gesehen habe] zerstört der Protagonist die Maschine. Da die Maschine die Barbarei eines Systems symbolisiert, zerstört sie zugleich das System.

Narges Kalhor wohnte seit der Trennung ihrer Eltern bei ihrer Mutter. Kalhor sagt selbst: "Ihre Mutter [Mutter von Narges] wollte sich aufgrund meiner Zusammenarbeit mit Ahmadinedjad von mir trennen. Nach dieser Trennung wollte Narges bei ihrer Mutter leben."

Über den Film sagte Kalhor, ihre Tochter sei unter Einfluss des Feindes gewesen. Sie solle nicht einen Weg gehen, für den es keinen Rückweg gibt. In einem Interview sagte sie zu roozonline, sie hoffe, ihr Vater ändere seine Meinung bald. Sie habe seit einem Jahr nichts mehr mit ihm zu tun. "Außerdem habe ich niemandem gesagt, wessen Tochter ich bin. Ich wollte nicht, dass irgendein Name hinter mir steht."

Ihre Filme durften im Iran nicht veröffentlicht werden. Dieser ist der erste Film, mit dem sie ins Ausland gegangen ist.

Es gibt viele Kinder hochrangiger Regierungsleute Irans, die im Ausland Asyl nahmen. Beispielsweise nahmen die Kinder des früheren Regierungssprecher Irans, Elham, in den USA Asyl. Sie können nicht einmal ihre eigenen Kinder von ihren Taten überzeugen.

Dust and Trash


Montag, 12. Oktober 2009

Für Behnood war es eine Strafe, die Anderen sterben zu sehen

Human beings are members of a whole,
In creation of one essence and soul.
If one member is afflicted with pain,
Other members uneasy will remain.
Saadi


Sie versammelten sich, um einem Menschen das Leben zu retten, der gerne noch leben würde. Die Photos sind auf der Nachrichtenseite der Amir-Kabir-Universität von Teheran erschienen.

Sohrabs Mutter war auch da. Ihr Sohn Sohrab, wurde getötet, weil er fragen wollte wo seine Stimme sei. Nedas Mutter wollte auch hingehen. Ich weiß nicht ob sie da war.

Ich lese Behnoods letztes Interview. Aus der Zeit, als er noch lebte. Behnood würde blaue Farbe wählen, wenn er nur eine Farbe zum Malen aussuchen dürfte. Die Farbe des Himmels. Er würde so gerne den Himmel außerhalb des Gefängnisses sehen. Drei mal musste er den Tod mit seinen eigenen Augen sehen. Der Termin wurde kurz vor der Hinrichtung nach hinten verschoben. Menschenrechtler im Iran taten alles was man tun konnte. Behnood selbst hat an die Familie der Opfer geschrieben, dass es ihm Leid tat. Dass es keine Absicht von ihm war. Dass er genug bestraft wurde. Dass er im Alter von zwanzig Jahren schon zwanzig Menschen beim Sterben zusehen musste. Sie wurden erhängt. Er hatte von Kindheit an schon keine Mutter.

Er wollte nicht, dass der Termin wieder nach hinten verschoben wird. Er wünschte, dass die Mutter des Opfers ihn wie eine Mutter behandelt. Er wusste wie schrecklich das Ganze für sie ist. Er war nur am Tatort, um zwei Freunde zu versöhnen.

Und dabei war er noch nicht mal achtzehn!

Alle Mitglieder der Opferfamilie haben Behnood verziehen. Nur die Mutter nicht. Ich will ihr keinen Vorwurf machen (auf vielen Blogs wird sie heftig beschimpft, auch das kann ich sehr gut verstehen). Sie musste viel leiden. Sie konnte das ganze nicht verkraften. Aber den Richtern, die solche Urteile fällen, muss jegliche Art von Humanität fehlen. Für Behnood war es eine Strafe, die Anderen sterben zu sehen.

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Babak Dad schreibt für das Leben (#3)


Babak Dad, der Blogger auf der Flucht, ist noch aktiv. Er nimmt an den poltischen Runden bei VoA (Voice of America) weiterhin telefonisch teil und stellt Artikel auf seinen Blog. Er ist weiterhin der Meinung, dass die grüne Bewegung bald siegen wird.

Momentan schreibt er an die Menschen, dass sie die Ausführung der Todesstrafen mit ihren Versammlungen vor dem Gefängnis verhindern sollen. Ich weiß von einer Versammlung von zweihundert Leuten, warte aber noch auf weitere Berichte.

In VoA spekuliert er, dass die Gespräche zwischen den USA und dem Iran ergebnislos bleiben, weil die Regierung Irans andere Interessen als das Volk habe. Die iranische Regierung könne seinen Anhängern gegenüber eine solche Beziehung nicht rechtfertigen. Sie müsste sich dann komplett ändern. Deshalb werden die Regierungen der Länder in Zukunft mit dem Volk reden müssen. Dies sei möglich, weil viele Prominente der grünen Bewegung erreichbar seien.


Photo links: eine Karikatur von Nikahang Kowsar zu diesem Thema. Oben sitzt Larijani, der neue Justizchef Irans. 

Eben las ich, dass Behnood gehängt wurde. Er hat seine Tat vor dem achtzehnten Lebensjahr begangen und durfte eigentlich nicht aufgehängt werden, weil Iran unterschrieben hat minderjährige Täter nicht aufzuhängen.

Menschen haben Geld gesammelt, Konzerte gegeben, um die Familie des Opfers zufriedenzustellen. Dass sie ihm seine Tat verzeihen. Es hat nichts gebracht.








 Auch in Twitter wurde für Behnood mitgefiebert. Ein Ast in der Schwärze des Waldes schreit zum Licht, heißt es auf dem Bild.








Dienstag, 6. Oktober 2009

Darf man mit Bassijis und Pasdaran Mitleid haben?

Wenn ich eine Artikel schreibe, ist mein erster Leser greenlector. Er korrigiert mich grammatikalisch und sagt mir, ob ich etwas besser erklären soll. Ohne ihn wäre es schwieriger für euch diese Seite einfach zu lesen. Er hat mich auch darauf aufmerksam gemacht, dass ich oft von den Bassij und Pasdaran schreibe, aber sie nie unter die Lupe genommen habe. Deshalb schreibe ich heute endlich über sie.

1. Wer sind die Bassijis? Wie denkt man über sie im Iran? Wie erlebte man die Bassij als Iraner?

Bassijis sind zunächst Mitglieder der paramilitärischen Organisation Bassij. Ursprünglich sollte die Bassij eine freiwillige Organisation sein. Die Mitglieder sollten das Land vor Feinden des Landes schützen, das war während des Iran-Irak Krieges. Kurz davor, nach der Revolution von 1979, sollten sie eigentlich für Ordnung sorgen. Die Regierung war noch nicht stabil. Schon damals haben sie zum Teil die Autos nach illegaler Musik, illegalen Videos und Alkohol durchsucht. Vor allem Jugendliche wurden durchsucht. Dann wurde Rafsanjani Präsident. Er hat versucht diese Art der Durchsuchungen abzuschaffen. Auf seine pragmatische Art hat er nicht viel erreicht. Dann wurde Khatami Präsident. Bassijis waren danach Seltenheit auf den Straßen.  Dennoch, wenn Bassijis an einem Ort wie beispielsweise einem Restaurant waren, mussten junge Männer mit dem Gesicht zur Wand stehen und wurden durchsucht. Durchsucht von sechzehn- bis zweiundzwanzig-jährigen Männern!

Oft wurden Geschwister verhaftet, weil man ihnen nicht glauben wollte, sie seien nur Geschwister. Bis zum nächsten Tag, als die Eltern ihre Kinder abholen durften. Davor waren die Eltern natürlich besorgt darüber, ob ihren Kinder etwas passiert sei.

Mit einem jährlichen Budget von etwa vierhundertmillionen Dollar kann man kaum glauben, dass die Mitglieder nur freiwillig zu der Organisation gehören. Es wird behauptet, die Mitglieder fahren mit Bussen zu den Reden von Regierungsleuten, damit diese behaupten können, sie hätten viele Anhänger. Eine Behauptung, die man spätestens dann glaubt, wenn man die Busse sieht, die aus anderen Städten kommen, voll von Bassiji ähnlich aussehenden Menschen, junge Männer mit Vollbart, ihre Hemden über ihren Hosen.

In einer Großstadt hört man nur im Fernsehen und vielleicht noch in der Schule Gutes über sie, von Lehrern, die wahrscheinlich selbst nichts davon halten.

Die Bassij ist eine Unterorganisation der Sepah Pasdaran. Kurz sagt man Sepah oder Pasdaran. Ajatollah Khomeini, deren Gründer, hat den Milizen und Armeeleuten strikt verboten in die Politik zu kommen. Dies ist aber spätestens seit den Wahlen dieses Jahres nicht mehr der Fall. Karroubi behauptete schon vor vier Jahren, dass die Bassij Ahmadinedjad zum Wahlbetrug half, sonst wäre er gar nicht in die zweite Runde gekommen. Seit längerer Zeit haben die Pasdaran auch wichtige wirtschaftliche Funktionen übernommen, sie nehmen zum Beispiel an Bergbauprojekten teil und sind sehr stark an der Industrie beteiligt.

2. Bassijis sollten keine Feinde der grünen Bewegung sein.

Es ist normal, dass man wütend auf Bassijis wird im Iran. Deshalb schreit man oft "Bassiji, verpiss dich" auf den Demonstrationen. Oder "Wir sind nicht wie Bassijis, wir sind nicht bereit für Geld auf der Straße zu stehen". Man weiß, dass diese Männer meistens Menschen sind, die aus verschiedenen Gründen das politische und soziale Geschehen nicht verstehen und analysieren können und mangels sozialer Fähigkeiten von der Gesellschaft ausgeschlossen wurden. Sie wurden gnadenlos von Hardlinern ausgenutzt. Deshalb sollte man versuchen, sie in die Gesellschaft aufzunehmen. Mit Slogans wie: "Bruder, schlag deine Brüder nicht". Seit den Wahlen im Juni sind viele Mitglieder der Pasdaran und Bassij zurückgetreten, weil sie doch zwischen Gut und Böse unterscheiden konnten. Ein ehemaliges Bassij-Mitglied, das im Ausland Asyl genommen hat, schreibt an BBC, dass er, als er aus der Bassij ausgetreten ist, wie ein Verräter betrachtet wurde. Heute bekommt er viele Emails von alten Freunden, die wissen wollen, wie man austreten soll und welche Gefahren es für sie gibt.



Dust and Trash

Sonntag, 4. Oktober 2009

Hajjarian hörte im Gefängnis die Allah-o-Akbar-Schreie


Hajjarian sagte nach einem Treffen mit seinen Freunden: "Ich war in dieser Zeit komplett ahnungslos. Ihr müsst mir erzählen was passiert ist". Von den drei Monaten seiner Gefangenschaft sei er zwei Monate lang mit keinen Menschen außer mit seinen Verhörern im Kontakt gewesen. Er durfte nicht einmal die Kayhan-Zeitung [eine faschistische Zeitung, die aus Lügen besteht] lesen. Deswegen hat Hajjarian aber keine Beschwerden.

Hajjarian fügte hinzu: "Die Verhörer sagten, dass die Menschen außerhalb des Gefängnisses einander töten. Außerdem sei eine große Kluft zwischen den hochrangigen Regierungsleuten zustande gekommen. Sie sagten, all dies sei nur wegen meiner Theorien passiert."

Er sagte weiter: "Während ich im Gefängnis war, hörte ich die 'Allah-o-Akbar' (Gott ist groß) Schreie und dachte, die Menschen sind vor dem Gefängnis versammelt und schreien 'Allah-o-Akbar'."

Quelle: Nowrooz, die offizielle Seite der Partei Mosharekat. Hajjarian ist Mitglied dieser Partei.





Samstag, 3. Oktober 2009

Proteste der letzten Tage

Es hört nicht mehr auf. Jede Gelegenheit wird dazu genutzt, den Diktator zu beschimpfen. In den letzten Tagen gab es drei Gelegenheiten:

1. Die Universitäten wurden eröffnet. Die Studenten waren wieder beieinander. Jeder weiß, was das bedeutet.

2. Ein Tag danach kam der neue Bildungsminister zu einer Universität Teherans, um eine Rede zu halten. Es wird behauptet, seine Abschlüsse seien gefälscht. Deswegen gab es Proteste mit dem Sloganbeginn: "Minister ohne Abitur".

3. Ein Fußballderby zwischen den beliebtesten Clubs Teherans. Man ist entweder für blauen Esteghalal-Verein oder für die roten Pirusi. Dieses Mal waren aber die Fußballfans einfach grün, man schreibt blau plus rot gibt grün. Deren "Politik im Fußball, wollen wir nicht, wollen wir nicht"-Schreie und Mousavi-unterstützende Slogans wurden im staatlichen Fernsehen zunächst gezeigt. Später hat das iranische Fernsehen natürlich den Hintergrundton einfach ausgeschaltet.


Soll der Dikatator schlaflos bleiben.

Dust and Trash