Dienstag, 23. Februar 2010

Breaking Video: Angriff auf Studenten in Teheran (BBC)

Datum des Geschehens: drei Tage nach den Wahlen im Iran
Ort: Wohnheim der Teheran-Universität

Bemerkung: Das Video wurde erst heute (am Montag, den 22.02.2010) veröffentlicht. Es wurde von Bassij-Mitgliedern gedreht, und nicht wie üblich mit Handys von Demonstranten. Heute wurde das Video an BBC gesendet.

Vorsicht: Das Video beinhaltet brutale Szenen.


Kommentar zum Video:
Minuten 00:40-3:00: Die Bassij will ins Wohnheim einbrechen. Es gelingt ihnen nicht, weil Studenten steinewerfend Widerstand leisten. Spezialeinheiten der Polizeikräfte kommen nach um die Bassij zu unterstützen. Die Bassij und die Polizei dürfen laut Gesetz nur mit der persönlichen Erlaubnis des Universitätsrektors ins Wohnheim eintreten. Das Rektorat bestreitet, eine Erlaubnis gegeben zu haben. 

Minuten 3:00-4:40: Erste verhaftete Studenten werden geschlagen. Man hört sehr oft Bassij-Mitglieder zu den Polizeikräften sagen: "Schlag nicht, Herr, schlag nicht". Die BBC-Moderatorin sagt: "Die BBC zensierte manche an Studenten gerichtete Schimpfwörter, da sie zu vulgär waren." Die Bibliothek des Wohnheims wird in 4:08 Minute gezeigt.

Ab Minute 4:40: BBC-Moderatorin: "Augenzeugen berichteten von einem Schreckenstunnel. Studenten mussten mehrfach durch diesen von der Polizei gebauten Tunnel laufen. Währenddessen wurden sie mit Schlagstöcken geschlagen". Die Anzahl der Bassijis, die "schlag nicht" rufen, steigt.

Bemerkung: Die Studentenorganisation Tahkim-e-Vahdat berichtete von fünf Todesopfern in dieser Nacht. Die iranische Regierung bestritt dies und behauptete, es gäbe nur zwischen hundert und hundertzwanzig Verletzte.

Madyar, ein iranischer Blogger, vergleicht den Fall mit dem Fall im Abu-Ghureib-Gefängnis, und fragt den Leser was schlimmer sei: "In einem Bild sind die Menschen nackt, im anderen haben sie Klamotten an. In einem sind sie aber im Gefängnis, im anderen sind sie an einer Universität".  
  
Fußnote:  
1. Später werde ich mehr über diesen Tag schreiben. Bisher schrieb ich nichts darüber, weil dieses Blog erst später entstanden ist, als diese Ereignisse von der Öffentlichkeit fast vergessen waren. Heute machen sie wieder Schlagzeilen.
2. Vor zehn Jahren wurden Studenten im gleichen Wohnheim auf ähnliche Weise niedergeschlagen.
3. Von diesem Tag hatte man viel gehört. Nicht nur die Opposition, sondern auch die Regierung, darunter auch Ajatollah Chamenei, sprachen von schrecklichen Ereignissen. Er sagte aber, die gewalttätigen Kräfte wären "Feinde" der Regierung. Auf dem Video sieht man aber Uniformierte. Sogar Bassijis hatten an diesem Tag Mitleid mit den Studenten.

Freitag, 19. Februar 2010

Fotos aus dem Iran (#9)

Fotos von Demonstrationen der Regierungsanhänger am 11. Februar (22 Bahman):

 Bananen sind im Iran eine der teuersten Früchte.
 Vor allem das letzte Foto zeigt: Um den Inhalt ging es den Wenigsten. Die Fotos vom Revolutionsführer Ajatollah Chamenei schmissen sie einfach weg. mehr

Fußnote: Während die Regierungsanhänger mit Bussen aus vielen Orten nach Teheran gebracht wurden, um auf einer Demo teilzunehmen, und mit Früchten empfangen wurden, wurden die anderen mit Schlagstöcken und Messern begrüßt. Trotzdem war die Anzahl der Regierungsanhänger in Teheran bei den optimistischsten Hochschätzungen dreihunderttausend. Nicht einmal Meydan-e-Azadi war gefüllt, wie das Foto unten, von Google-Earth zehn Minuten vor der Rede Ahmadinedjads aufgenommen, zeigt. Laut Journalisten und Augenzeugen besteht die Hälfte der Masse aus Sicherheitskräften. 

Die Rolle der Hisbollah im Iran

Bereits nach den Wahlen berichteten viele Augenzeugen aus Teheran, dass Hisbollah-Mitglieder im Iran die Anhänger der grünen Bewegung niederschlugen. Manche Häuser, von denen man Allah-o-Akbar-Schreie hörte, wurden markiert und am nächsten Tag von Regierungskräften (man lese Randalierer), die arabisch sprachen und nicht persisch sprechen konnten, verwüstet. Später gab es immer wieder Fotos von Hisbollah-Mitgliedern, die in Teheran Demonstranten niederschlugen. Obwohl die Hisbollah dies dementiert, bestätigen solche Fotos die Rolle der Hisbollah im Iran nach den umstrittenen Wahlen. 

Das im Kreis markierte Hisbollah-Mitglied im Foto oben wurde auf vielen Demonstrationen erkannt. Neulich soll er als Bodyguard von Ajatollah Chamenei aufgefallen sein.

Samstag, 13. Februar 2010

Fotos aus dem Iran (#8)

Karroubis Sohn (Ali Karroubi) wurde während 22 Bahman Demonstrationen verhaftet und  gefoltert. Er wurde nach etwa einem Tag wieder befreit. Fatemeh Karroubi, Alis Mutter, schrieb einen Brief an Revolutionsführer Chamenei, dass ihrem Sohn in einem Moschee (wörtlich: Hause Gottes) auch mit Vergewaltigung gedroht worden sei. Mehr dazu können Sie auf Julia's Blog lesen.

Neue Videos von 22. Bahmna (11. Februar)

Diese Videos sind vor wenigen Minuten ins Netz gestellt worden.

Teheran; Slogans: "Tod für Chamenie" "Freiheit für alle politischen Gefangenen"


Tehran; Slogan: "Tod der Diktatur"


Teheran; Friedliche Demonstranten werden von den Sicherheitskräften angegriffen. Slogan: "Keine Angst, Wir sind alle zusammen"

Video: Karroubi wurde angegriffen

Die Leute schreien "Via Karroubi"

CNN interviews with Mehdi Karoubi's son (Englisch)

Dienstag, 9. Februar 2010

Kabellose Lautsprecher

Im Artikel Vorbereitungen der Regierung für 22 Bahman (11. Februar) sieht man ein Foto von am Straßenrand installierten Lautsprechern. Ich halte es für angemessen zu erwähnen, wie die grüne Bewegung diese Lautsprecher gefahrlos und effektiv wirkungslos macht: mit einem Seil.
Dieses Bild verbreitet sich sehr schnell in Facebook und Twitter.

Ziviler Widerstand in den letzten Tagen (Videos)

An einer großen Autobahn in Teheran sieht man ein großes Plakat, auf dem "Tod für Chamenei" auf Englisch und Persisch zu lesen ist.


An einem Propaganda-Plakat brennt das Foto Chamneis.


Etwa tausend Sanati-Saharif (Teheran)-Studenten demonstrieren für die Freiheit ihrer Freunde am achten Februar.

Sonntag, 7. Februar 2010

Vorbereitungen der Regierung für 22 Bahman (11. Februar)

Fotos oben:
Ausrüstung für Regierungskräfte wird nach Teheran transportiert. 

Fotos unten:
Lautsprecher werden installiert. (mehr)
Wahrscheinlich soll damit verhindert werden, dass die Stimme der Demonstranten gehört werden kann.


In diesem Video ist zu sehen, wie die Müllcontainer aus Kunststoff durch nicht-brennbare Müllcontainer aus Metall ersetzt werden.



Samstag, 6. Februar 2010

Brief iranischer Journalisten an ausländische Journalisten, die in den Iran eingeladen wurden

Liebe Kollegen Journalisten,

wir schreiben den Kollegen unter Ihnen, die eingeladen wurden, im Februar 2010 nach Iran zu fahren, um über die Feierlichkeiten zum Jahrestag des Sieges der Islamischen Revolution zu berichten.

Wir sind eine Gruppe iranischer Journalisten, die gezwungen sind, im Exil zu leben. Es gibt überall auf der Welt solche wie uns. Wenn Sie in Teheran ankommen, werden sich 45 iranische Kollegen in iranischen Gefängnissen befinden. Sie werden in diesen Gefängnissen, die, wie Sie wissen, zu den schrecklichsten der Welt zählen, gefoltert werden.

Liebe Kollegen Journalisten,
wir als im Exil lebende oder inhaftierte Journalisten haben einzig das Verbrechen begangen, über die Ereignisse in Iran frei berichten zu wollen – etwas, was in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte festgeschrieben ist.

Nach dem Wahlputsch, der im letzten Sommer in Iran stattfand, hat das iranische Regime die Unterdrückung der Pressefreiheit in diesem Jahr verstärkt. Gleichzeitig versucht es, die friedliche Bewegung im Land mit Hilfe ausgeklügelter repressiver Maßnahmen zu beseitigen.

Nachdem die illegitime und betrügerische Regierung mit diesen Versuchen acht Monate lang gescheitert ist, hat sie nun damit begonnen, ein neues Schauspiel zu inszenieren. Uns liegen genaue Informationen darüber vor, dass die durch Wahlputsch an die Macht gelangte Regierung Ahmadinejad mit allen Mitteln und allen ihr zur Verfügung stehenden umfangreichen Ressourcen ihre eigenen Anhänger in Teheran zusammenziehen wird.

Der Plan dahinter ist einerseit, die millionenstarken Anhänger der Grünen Bewegung daran zu hindern, bis zum Schauplatz der Feierlichkeiten am Azadi-Platz in Teheran vorzudringen, wo Mahmoud Ahmadinejad eine Rede halten wird. Andererseits soll dieses Gebiet mit regierungstreuen Demonstranten gefüllt werden.

Liebe Kollegen Journalisten,
die Einladung ausländischer Journalisten zur Berichterstattung über den Jahrestag der Revolution vom 11. Februar 2010 ist ein weiterer Teil des Täuschungsvorhabens der unrechtmäßigen Regierung Ahmadinejad. Wie Sie wissen, hat diese Regierung bis jetzt viele ausländische Journalisten verhaften lassen und ihnen vorgeworfen, Spione zu sein. Gleichzeitig hat sie den meisten internationalen Medien Arbeitsverbot erteilt. Nun benutzt sie über die Einladung ausländischer Journalisten eben diese Medien dafür, der Welt vorzumachen, dass diese Regierung im Volk großen Rückhalt hat.

Die iranische Regierung beabsichtigt, die Journalisten nur in die Nähe der regierungstreuen Demonstrationen zu lassen und ihnen keinen Zutritt zu anderen Schauplätzen zu gewähren.

Liebe Kollegen Journalisten,
wenn Sie in den Iran reisen, tun Sie dies nicht nur als Repräsentanten der freien Welt, sondern auch als als Vertreter Ihrer iranischen Kollegen, die entweder im Gefängnis sitzen oder im Exil außerhalb Irans leben. Ihr Gastgeber wird eine Regierung sein, die freiheitsfeindlich und medienfeindlich eingestellt ist und die die grundlegendsten Menschenrechte verletzt.
Sie werden Straßen betreten, an denen immer noch das Blut der besten und aufgewecktesten Kinder Irans klebt.

Sicher haben Sie den Film gesehen, auf dem zu sehen ist, wie Neda Soltani ermordet wurde. Diese junge Frau ist ein Symbol und eine Repräsentantin all derer, die von der Putschregierung Irans verhaftet, vergewaltigt, gefoltert und ermordet wurden.
Neda und viele andere wie sie wurden auf den Straßen getötet. Aber es gibt noch hunderte andere, die von dieser Regierung in Kellern, Gefängnissen oder an unbekannten Orten vergewaltigt, gefoltert und getötet wurden.

Liebe Kollegen Journalisten,
wir möchten Ihnen die Namen iranischer Journalisten zur Kenntnis geben, die zur Zeit im Gefängnis sind. Die Zusammenstellung beruht auf der von der Organisation “Reporter ohne Grenzen” erstellten Liste. Wir bitten Sie, nach diesen Kollegen zu suchen und sie zu finden. Fragen Sie sie und ihre Gefängniswächter nach dem Grund, warum sie im Gefängnis sitzen.

Liebe Kollegen Journalisten,
Sie fahren in unser Land, das unter einer Diktatur leidet. Lassen Sie sich nicht blenden von den Machenschaften derer, die die Freiheit töten wollen.

Wir möchten Sie auf folgende Punkte hinweisen:
· Die Demonstrationen werden in der Nacht zum 11. Februar beginnen. Die Rufe “Allah-o Akbar”, die durch die nächtlichen iranischen Städte hallen werden, sind Rufe des Protestes und der Beginn eines Marsches von Millionen “grüner” Iraner, die den Aufrufen von Mohammad Khatami, Mir Hossein Moussavi und Mehdi Karroubi folgen und die Straßen füllen werden.
· Der Hauptmarsch wird in der Enghelab-Straße im Osten Teherans beginnen und sich über den Imam-Hossein-Platz bis zum Azadi-Platz erstrecken, wo er enden wird. Die Pasdaran/Revolutionsgarden (IRGC) haben bereits die Schließung der Zufahrtsstraßen zur Enghelab-Straße geplant und haben vor, hart gegen die Menschen vorzugehen, damit diese nicht auf die Straße kommen. Die Grüne Bewegung wird im Umkreis dieser Route und überall in Teheran zu sehen sein, nicht nur auf den Routen, die für die regierungstreuen Demonstranten vorgesehen sind.


Liebe Kollegen Journalisten,
wie bei anderen, ähnlichen Anlässen wird die Putschregierung versuchen, alle Wege zu kontrollieren, damit die einzigen Menschen, die in die Sichtweite Ihrer Objektive kommen, die Basijis sind, die Ihnen für Ihre Kameras eine Karikatur des iranischen Volkes präsentieren werden.

Sie werden die Protestrufe des iranischen Volkes deutlicher als je zuvor vernehmen können, wenn Sie jenseits der Zäune, Absperrungen und Barrieren nach dem wirklichen iranischen Volk suchen.

Liebe Kollegen Journalisten
Wir sind sicher, dass Sie sich von den blutigen Händen der Putschisten nicht aufhalten lassen werden und dass Sie die Hände des leidenden iranischen Volkes schütteln werden. Sie gehen auf eine historische Reise. Mit unseren Herzen, die sich nach Freiheit sehnen, und Augen voller Tränen verabschieden wir Sie auf diese Reise.

Wir freuen uns auf die Schlagzeile des Monats Februar 2010: “Der Sieg eines Volkes”.

Liebe Kollegen Journalisten
Lassen Sie sich nicht von den Täuschungsversuchen Ihrer Gastgeber narren. Schauen Sie überall hin, wo es sich hinzuschauen lohnt, entlarven Sie das Schauspiel, und hören Sie die wirklichen Rufe des iranischen Volkes. Vermitteln und berichten Sie auf dieser historischen Reise die Unschuld des iranischen Volkes. Dies ist es, was Ihre leidgeprüften Kollegen von Ihnen erwarten.

Nazi Azima,Samnak Aghai, Houshang Asadi, Nooshabeh Amiri,Asieh Amini, Farahmand Alipour,Shabnam Azar,Fariba Amini,Maryam Aghvami,Nima Amini, Massoud Behnoud,Arash Bahmani, Maziar Bahari, Babak Dad ,Farzaneh Bazrpour,Hadi Ebrahimi, ,Pouyan Fakhrai,Farshid Faryabi,Fereshteh Ghazi ,Maryam Ghavami,Saghi Ghahraman,Massoud Ghoraishi, Arash Ghafouri,Manouchehr Honarmand,Linda Hosseininejad,Vahid Jahanzadeh,Nikahang Kowsar Malihe Mohamadi, Javad Montazeri,Roozbeh Mirebrahimi,Mehdi Mohseni, Searajedin Mirdamadi,Hanif Mazroui,Ebrahim Nabavi,Javad Moghimi,Alireza Noorizadeh ,Nahid Pilvar,Shahram Rafizadeh, Bahram Rafizadeh,Saman Rasoolpoor,Khosrow Raesi,Ferydon Shaibani,Mohamad Sefriyan,Beniamin Sadr,Vida Same, Mohamad Tajdolati,Hamed Yousefi…
United For Iran Germany

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