Donnerstag, 11. März 2010

Symbol des Widerstands, frei

Rahnavard und Mousavi  (v. r.) bei Tajzadeh (l.) zu Besuch nach seiner Freilassung

Tajzadeh ist das Symbol des Widerstandes gegen seine Verhörer. Der  frühere stellvertretende Innenminister  wurde einen Tag nach den gefälschten Wahlen im Iran verhaftet. Er war vier Monate in Isolationshaft. Bei seiner Gerichtsverhandlung verteidigte er sich nicht. Er sagte, solange Jannati, Leiter des Wächterrats, nicht vor Gericht gestellt werde, werde er sich nicht verteidigen. Sein Mut das iranische Gericht so bloßzustellen machte ihn zum Helden. Tajzadeh verklagte Jannati wegen der Aberkennung von etwa siebenhunderttausend Stimmen bei den Parlamentswahlen in Teheran.
Während seiner Haft stand er unter großem Druck, vor den Kameras ein Geständnis abzugeben: die Richtigkeit der Wahlen zu bestätigen und Mousavi zum Landesverräter zu bezeichnen. Er leistete Widerstand.

Plötzlich und unerwartet erschien die Nachricht über seine Befreiung. Er musste im Gegenteil zu den anderen politischen Gefangenen, die in den letzten Wochen befreit wurden, keine astronomischen Summen an Kaution bezahlen (siehe Julias Blog): er kam ohne Bezahlung von Kaution frei!

Bekannte Persönlichkeiten wie Mousavi, Zahra Rahnavard, Karroubi, Ex-Präsident Khatami, Alviri, Khomeinis Enkelsohn, Hajjarian und Aghajari besuchten ihn kurz nach seinem Gefängnisurlaub. Laut  der Mousavi-nahen Webseite Kaleme lobte Mousavi den Widerstand Tajzadehs und sagte zu ihm: "wir alle stehen solange für unsere Rechte ein, bis wir unser Ziel erreichen".

Fußnoten:
1. In den letzten Wochen sind viele politische Gefangene freigekommen. Es ist unklar, wie lange ihre Freiheit aus dem Gefängnis anhält. Es heißt, sie seien unter der Bedingung freigekommen, dass sie nichts politisches äußern. Gleichzeitig wurden andere Aktivisten verhaftet, sodass man die Befreiungen nicht loben kann. Es heißt auch, dass die Gefängnisse voll von politischen Gefangenen sind.

2. Tajzadeh ist Mitglied der Partei Mosharekat, und der Organisation Mojahedin-e-Enghelab-e-Eslami (nicht verwechseln mit der terroristischen Organisation MKO).

Vergleichbare Artikel auf anderen Seiten:
1. Iranische Studentenorganisation drängt bei der Justiz auf Freilassung von Zeidabadi
2. Iranian reformist politician, Tajzadeh released

3 Kommentare:

  1. Hallo lieber Dustandtrash, auf Radio Zamaaneh heißt es, Tajzadeh sei nur vorübergehend bis zum Ende der Nowrooz-Feiertage freigelassen. Stimmt das? Oder habe ich das falsch verstanden?
    Englisch: http://www.zamaaneh.com/enzam/2010/03/iranian-reformist-politic.html
    Deutsch: http://wp.me/pHnb6-17X

    Wenigstens musste er keine Kaution bezahlen für einige Tage Freiheit bzw. unbefristete Scheinfreiheit unter ständiger Kontrolle....

    Danke für Ihren Artikel!

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  2. Liebe Julia,
    natürlich haben Sie es richtig verstanden. Formal ist es so wie Sie geschrieben haben. Das kann man aber nur in einem Rechtstaat wie Deutschland ernst nehmen. Im Iran lief es oft so ab : die Regierung beobachtet die Person in seiner Urlaubszeit. Äußert er sich nicht politisch, bleibt er oft frei, weil seine Haft das Image der Regierung enorm schadet. Andersrum werden viele "provisorisch verhaftet", bleiben aber länger in der Haft. Zeitungen die provisorisch zugeschlossen wurden, dürften auch jahrelang nicht ausgdrückt werden. Verfolgt man die Politik im Iran ein paar Jahre, verlässt man sich nicht mehr auf offizilelle Aussagen.

    Scheinfreiheit ist das richtige Wort. Kennen sie eigentlich diese Karikatur?
    http://www.roozonline.com/persian/cartoon/cartoon-item/article/2010/march/02//-5bf980ee88.html

    Liebe Grüße und danke auch für ihr tolles Blog.

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  3. »This is a night when kings in golden mail
    ride their elephants over the mountains !«
    John Cheever (1946)

    »Dies ist eine Nacht, in der Könige in goldener Rüstung auf ihren Elephanten über die Berge reiten !«

    Würde der phantastische amerikanische Schriftsteller John Cheever (short stories) diesen Satz 2010 schreiben, würde er sicher damit Tajzadeh, Shirin Ebadi, Zahra Rahnavard und Simin Behbahani meinen.


    [Übrigens:
    die von Ihnen erwähnte Karikatur ist absolut "cool"!]

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