Samstag, 26. Juni 2010

Vom Hijab-Strafzettel zu Ahmadinedjads Fernsehkommentar


Hijab-Strafzettel (!): links in der Tabelle steht:
1) Glas auf den Haaren: 18000 Toman (Ca. 18 Euro)
2) Kurzer Mantel: 25000 Toman
3) Heller Mantel (insbesondere grüner oder roter Mantel): 25000 Toman
4) Nagellack für jeden Nagel: 5000 Toman
5) Make-up: 25000 Toman
6) Gefärbte Haare (je nach Farbe [!]) 50000 bis 150000 Toman


Die Frau, die diesen Strafzettel bekam, muss eine Strafe von 22500 Toman zahlen, für viereinhalb lackierte Finger! Ich wollte sicherstellen, dass der Zettel nicht gefälscht ist und fragte nach. Ich wurde von Freunden auf ähnliche Strafzettel hingewiesen. Auf dem verlinkten Foto beispielsweise wurde jemandem der Führerschein provisorisch abgenommen, weil er eine Frau als Begleitperson dabei hatte, die eine schlechte Hijab hatte!

Ich konnte es wirklich nicht glauben, als ich diesen Zettel gesehen habe. Wohin will der Staat? Was haben sie vor? Das sorgt doch nur für weitere Unzufriedenheit. Wie dumm sind sie?

Seit einigen Wochen geht die Sittenpolizei mit neuer Härte gegen Frauen mit knapper Kopfbedeckung vor. In den letzten Jahren hieß es, dass der Staat die nicht streng islamisch verkleideten Frauen toleriert, um große Unruhen zu vermeiden, und dies bemängelten konservative Parlamentsabgeordnete immer wieder. Diese sogenannte Toleranz variierte in den letzten Jahren stets. An solche Härte wie jetzt kann sich meine junge Generation zumindest nicht mehr erinnern.

In diesem Bezug wunderte mich auch diese Meldung von der Polizei aus Qom, die konservativste Provinz Irans, sehr:
"Etwa 62000 Frauen wurden in der Provinz Qom wegen schlechter Hijab gewarnt"!
Es ist unklar in welcher Zeitperiode diese Frauen verwarnt wurden. Unklar ist auch, ob manche dieser Frauen eventuell bei einer Durchreise verwarnt wurden. In der Provinz Qom leben gerade eine Million Menschen. Das heißt mehr als ein Zehntel der Frauen in der konservativen Provinz wurden von der Sittenpolizei verwarnt.

Der Regierungschef Ahmadinedjad sagte neulich im iranischen Fernsehen, er sei "fest gegen solche Aktionen. Sie können niemals erfolgreich sein." Dafür wurde er von ihn unterstützenden Hardlinern massiv kritisiert.

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1 Kommentar:

  1. Derartige Maßnahmen, eine derartige staatlich veranlasste Einstellung - das ist m.E. auf Dauer nicht durchzuhalten seitens irgendwelcher verantwortlichen staatlich ermutigter ideologischer "Amokläufer" angesichts der Massenkommunikationsmittel in einem Land, das ja bezüglich etlicher Kennziffern einem kerneuropäischen Land sich annähert/angenähert hat.


    Wie wirkt das nur auf die Psyche des/der einzelnen Staatsbürgers/in?


    [(Für mich ist da immer die VRChina ein Beispiel für eine Mechanik, für einen Prozess,
    dass ein repressiver Staat allein aufgrund des Informations- u. Modernitätsdrucks der Kommunikationsmedien und vieler Leute, die sich dieser Mittel bedienen, demokratisierende Elemente peu à peu akzeptieren muss,
    ob nun irgendwelche Macht-Sektoren es wollen oder nicht;
    das China des heutigen Tages ist nicht identisch mit dem China der Niederschlagung der Demonstrationen auf dem Platz des Himmlischen Friedens; ein solcher Prozess hat lange gedauert und wird weiterhin sich nur langsam weiterentwickeln in China.

    - Im Vergleich hat der Iran ja im Gegensatz zur VRChina zahlreiche republikanisch-demokratische Institutionen, Gesetze, Wahlverfahren, zumindest als eine Art Hülle und Anspruch -
    was auch immer man davon halten mag,
    wie auch immer diese republikanischen Sektoren inselhaft und chaotisch funktionieren)]

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