Mittwoch, 23. Juni 2010

Baghi frei

links nach der Freilassung und rechts vor der Verhaftung

Emadeddin Baghi, Menschenrechtsaktivist, Journalist, Autor und Historiker ist wieder frei. Baghi ist unter anderem Gründer und Vorsitzender des Komitees für Verteidigung der Rechte der Gefangenen. Sicherheitskräfte haben ihn verhaftet, um "das Ausnutzen des Todes von Ajatollah Montazeri zu verhindern"! Damit meinten sie wohl, dass Baghi eventuell die Situation für einen Aufstand ausnutzen würde. Die Sicherheitskräfte hatten ihm außerdem erklärt, dass er wegen eines Interviews mit Ajatollah Montazeri angeklagt sei.

Mit der Hoffnung, dass weitere politische Gefangene und Menschenrechtsaktivisten auch bald wieder zu ihren Familien zurückkehren dürfen.

4 Kommentare:

  1. Wer bislang sich noch nicht genau vorstellen konnte,
    was unter dem Begriff
    "Herrschaft des Mittelmaßes"
    so alles zu subsumieren ist, erhält spätestens eine Ahnung davon,
    wenn er über die Verhaftungsgründe eines Menschenrechtsaktivisten, Journalisten, Autoren und Historiker liest:

    "[Die]Sicherheitskräfte ...meinten wohl, dass Baghi eventuell die Situation für einen Aufstand ausnutzen würde. ...außerdem [erklärten sie],
    dass er wegen eines Interviews mit Ajatollah Montazeri angeklagt sei."

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  2. Der Kameramann des Interviews ist auch freigelassen worden.

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  3. Zunächst Gratulation zur Freilassung!

    Schon bemerkenswert, was Sie da berichten und welches Bild sich aus den berichteten "Puzzle"-Teilen für den laienhaften Beobachter wie meine Wenigkeit ergibt. Ich hatte schon mal kürzlich diesbezüglich auf Julias Blog wie folge kommentiert:

    "Der geschilderte Fall scheint ein Posting meinerseits vom 19.01.2010 zu bestätigen,
    in welchem ich
    auf ein Eigenleben der verschiedenen Gewalten und Institutionen,
    auf eine parallel damit einhergehende Ideologisierung, Vermeidung und Missachtung von Dienstwegen und Verantwortlichkeiten,
    letzlich also auf ein resultierendes Chaos der organisierten Verantwortungslosigkeiten hin
    Vermutungen anstellte :

    »Man hat den Eindruck, dass die gegenwärtig regierende Politik in Iran, wenn man von der zu vermissenden Trennung von Religion und Staat, von konkreten Politikern und Institutionen absieht, wie ein Cocktailmix folgender Charakteristika wirkt … :

    • kaum zu durchschauende und nachzuvollziehende, nur unzureichend belegbare Entscheidungsprozesse und Verantwortlichkeitsstrukturen

    • Preisgabe humaner Vernunft zugunsten von vorauseilenden initiativ-offensiven Identifikationen mit dem vermuteten Willen der jeweilig führenden Figuren

    • bei eine derartigen Gemengelage
    der Verantwortlichkeiten,
    der Parallelorganisationen,
    der Intensivst-Gefühle, im Auftrag einer jeweils diversest interpretierten (ideologischen/religiösen etc.) Mission tätig werden zu müssen
    ist – für Involvierte und Beobachter – der „Wald vor lauter Bäumen nicht mehr“ sichtbar;

    • Diese Elemente eines eher chaotischen Durcheinander eines Systems der organisierten Verantwortungslosigkeit und des offensiv-vorauseilenden Gehorsams … «

    http://englishtogerman.wordpress.com/2010/01/19/ermordung-ali-mohammadis-unausgesprochene-tatsachen/ "

    Jetzt die vorsichtig positive Ableitung von obig Geschriebenem:

    Wenn es in Iran gelingen sollte, einigermaßen und halbwegs

    die Gewaltenteilung und die betreffenden staatlichen Institutionen sowie die die damit verbundenen Dienstwege ernstzunehmen und zu stärken,
    das System der gesellschaftlich-staatlich-polizeilich-militärischen Parallelorganisationen zu vermindern und auslaufen zu lassen,
    die Ideologisierung bzw. Religiologisierung der staatlich handelnden Organe zurückzufahren,

    d.h. letztlich die hochgezüchtete 'paranoidale' Angst vor welchen dunklen Mächten und Gewalten auch immer zumindest leicht zu reduzieren,

    wird der Iran vermutlich in "Nullkommanichts" einem europäischen Land wie Italien, Frankreich oder Deutschland sehr ähneln, ohne seien faszinierenden Eigenheiten zu verlieren.

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  4. Sie haben die Charakteristika sehr gut erkannt und benannt. Manche behaupten sogar, dass die Situation für die Verantwortlichen auch nicht sichtbar ist (und manche sagen sogar, dass es nie war!).

    Eigentlich sprechen Sie auch von diesem Punkt:
    "Diese Elemente eines eher chaotischen Durcheinander eines Systems der organisierten Verantwortungslosigkeit und des offensiv-vorauseilenden Gehorsams "

    Zur "positiven" Abteilung:
    Ich glaube ich verstehe Sie nicht ganz richtig:
    Ich verstehe nicht daran positiv sein sollte, wenn der zukünftige Iran keineswegs mit einem demokratischen, freien und auf Menschenrechten basierendem Land zu vergleichen wäre.

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