Mittwoch, 9. Juni 2010

Interview mit Ahmad Batebi | Teil 1: Die Grüne Bewegung verstehen; Julias Blog

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Man sieht in der Grünen Bewegung säkulare und religiöse Menschen. Sie alle sagen, dass sie dieses Regime nicht wollen. Sie wollen Menschenrechte, sie wollen Gleichheit zwischen Männern und Frauen. Etwas derartiges passiert zum ersten Mal. Alle sozialen Bewegungen kommen irgendwann an diesen Punkt. Nun gibt es in der Bewegung distinguierte Persönlichkeiten wie Karroubi und Moussavi, die die Fähigkeit haben, Menschen zu mobilisieren. Einige betrachten sie als Führer, andere nicht. Ich denke, sie sind Führer, aber in demselben Maße wie das Volk [Führer ist]. Wenn z. B. Karroubi sagt, dass die Menschen sich am Jahrestag der Wahlen vom 12. Juni beteiligen sollen, hat er eine Führungsfunktion. Aber die Menschen übernehmen ebenfalls die Führung. Am Tag Ashura zum Beispiel (27. Dezember) hat niemand die Leute aufgefordert, auf die Straße zu gehen, aber sie gingen auf die Straße und demonstrierten. Somit ist jeder ein Führer, jeder übernimmt seine Verantwortung und seine Pflichten.

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Wir haben nur eine Bewegung, und das ist die Volksbewegung. Manche sagen, sie sind grün, manche sagen, sie sind links, manche sind Monarchisten oder Mojahed. Wir können ohne Beteiligung aller Fraktionen keine erfolgreiche Regierung haben. Die Grünen müssen beispielsweise verstehen, dass sie nicht die einzigen „Grünen“ sind, und dass es [it] alle Menschen einschließt.
Übrigens findet die Debatte um das Thema Grün vorwiegend außerhalb Irans statt. Wenn die Sicherheitskräfte im Iran in die Menge schießen und alle davonlaufen, denkt niemand „du bist Mojahedin, darum werde ich nicht mit dir zusammen weglaufen“. Wenn jemand von einer Kugel getroffen zu Boden fällt, sagen die Leute nicht „Du bist Kommunist, also helfen wir dir nicht.“ Das sind Sorgen von Iranern, die außerhalb des Landes leben.
Wir müssen denken wie die Menschen im Iran. Für die Menschen dort ist es nicht wichtig, worüber wir uns streiten. Leute, die sagen „wir sind grün und die Bewegung gehört uns“ wollen sich lediglich von der traditionellen Opposition absetzen. Das ist falsch. Im Iran von Morgen haben alle, auch Hisbollah-Mitglieder, das Recht, politische Parteien zu gründen und sich zur Wahl zu stellen. Wenn die Menschen ihnen ihre Stimme geben, werden sie gewählt. Das ist Demokratie!
Damit eine Bewegung erfolgreich sein kann, muss man immer daran denken,, dass die Farbe Grün nicht nur (den Oppositionsführern) gehört. Moussavi sagt, wir sind nur dann erfolgreich und die Bewegung lebt nur dann, wenn alle oppositionellen (Parteien) in die Bewegung einbezogen werden.

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