Mittwoch, 30. September 2009

Hajjarian ist wieder frei


Said Hajjarian ist wieder frei. Er ist heute, nach einhundertneun Tagen Haft, frei gelassen worden. Herzlichen Glückwunsch an ihn, seine Familie und an alle frei denkenden Menschen.

Wir wünschen allen anderen politischen Gefangenen ebenfalls die Freilassung.


Montag, 28. September 2009

Mousavis Erklärung #13 (eine Kurzfassung)


Mousavi: "Gewalt ist keine Lösung"
Mousavi beginnt seine neue Erklärung mit einer Beschreibung der Erfolge des Qods-Tags und dessen Vielfalt. Dann schreibt er, dass Ajatollah Khomeini alle Fundamente der islamischen Republik auf Menschenvertrauen gesetzt habe. Mit so einer Tradition könne man nicht das Volk aus der Szene entfernen.

Er schreibt über die Vielfalt der grünen Bewegung: "Der Islam hat nicht gesagt, dass wir gleich denken müssen, damit wir einig werden können. Die Einigkeit, zu der wir aufgerufen werden, ist eine Einigkeit mit der Akzeptanz der Unterschiede [...]."

Dann schreibt Mousavi über seinen Auftritt am Qods-Tag, als er von der (Putsch-)Regierung zu Regierungsunterstützern geführt wurde: "... Ich war zwischen jenen, die mit geschlossenen Fäusten mich aufgenommen haben und mir Tod wünschten. Auf dem Weg beobachtete ich ihre Gesichter und sah, dass ich diese Gesichter mochte. Und ich sah, dass mit unserem Sieg niemand verliert. Wir sollen alle zusammen glücklich werden, auch wenn manche dieses Glück erst später erfassen werden."

"Zufällig haben diejenigen den größten Vorteil vom diesjährigen Qods-Tag, die mehr als alle ein Gefühl des Verlierens hatten. Sie haben am deutlichsten verstanden, dass drei Monate Gewalteinsatz keinen Einfluss auf die Präsenz der Menschen hatte, sondern diese Präsenz vergrößerte. [...]

Gewalt ist keine Lösung. [...] Gegenüber der schlechten Sicherheitspolitik und der intensiven Provokationen ist es gerechtfertigt, dass die Menschen wütend werden, auch wenn diese Rechtfertigung keinen Unterschied der Resultate erzeugt. [...]

Die heutige politische Situation ist keine Situation, die die Menschen vor dreißig Jahren sich gewünscht hatten. Die Menschen fragen sich, was hat uns gehindert, unsere Ziele zu erreichen. Das ist eine fundamentale Frage. Das müssen wir uns auch heute und morgen fragen. Was sollen wir tun, damit wir uns in dreißig Jahren nicht wieder diese Frage stellen müssen?

Wir können uns nur dann darüber sicher sein, wenn unsere politischen Errungenschaften auch die Basis unseres täglichen Lebens werden. Im vergangenen Jahrhundert hatten wir viele solche Erfolge, sie aber basierten auf Widerstand [...]. Als die Menschen müde wurden und dachten, sie müssen wieder nach Hause gehen, verloren sie auch die Errungenschaften. Widerstand ist nicht für immer. Für immer ist das Leben.

[...]

Hier ist unser Land und das sind wir, denen solche Gefahren bewusst sein sollen." Mousavi schreibt dann über die wirtschaftlichen Probleme des Landes, über das Verschwinden der Gelder und das Schweigen der Verantwortlichen.

"Das Leben geht weiter und die Menschen sind kurzzeitig da. Jene Gesellschaft oder Gruppe, die ihr Schicksal mit dem Dasein einer Person verband, hat verloren, mindestens mit seinem Tod. [...]

Mein Geburtsag ist nicht am 7. Mehr [29. September], sondern an dem Tag an dem ich euch kennen lernen werde. Auch wenn ich am 7. Mehr Geburtstag hätte, sollte eure Bewegung nicht wegen einer Persönlichkeit verschmutzt werden. Ich hoffe ihr versteht diese Worte als ein Zeichen der Sorge und Nähe und nicht einer irrealen Selbstunsicherheit und Pseudo-Höflichkeit.

Euer Bruder - Mir Hossein Mousavi"

Ich persönlich bin von dieser Erklärung begeistert. Nicht eine Person, sondern ein Gedanke ist wichtig. Kurz vor seinem Geburtstag schreibt er eine solche Erklärung. Mousavi hat wieder Charakter gezeigt.

Sonntag, 27. September 2009

Warum Mousavi sich dringend von ausländischen Medien interviewen lassen soll


Mousavi war der erste Iraner, der es wagte im iranischen Fernsehen zu sagen, dass Ahmadinedjad lügt: "Wir haben es mit einem Phänomen zu tun, das in die Kamera schauen kann, in eure Augen schauen kann und Schwarz statt Weiß sagen kann und sich überhaupt nicht wundert und es sehr sicher sagt. Statt Tausend sagt er Zweitausend. Er kann sagen: zwei mal zwei ist überhaupt nicht vier, sondern zehn. Er sagt es so selbstsicher, dass die Gesellschaft davon beeinflusst wird. [...] Es gibt nichts Schlimmeres als eine Regierung, die die Menschen belügt. Wir haben es leider mit so einem Phänomen zu tun."

Ahmadinedjad erzählte Larry King (der berühmte CNN-Moderator), dass vierzig Millionen Menschen an den Wahlen teilgenommen hätten, fünfhundert Tausend Leute hätten die Stimmen gezählt, so könnte man die Stimmen auch innerhalb einer halben Stunde zählen. Ein Iran-Experte oder ein unabhängiger iranischer Journalist würden wahrscheinlich sofort nachfragen, warum Mousavis und Karroubis Beobachter aus den Wahllokalen rausgeschmissen wurden. Warum waren die Stimmzettel nicht gefaltet?



Ich will Larry King nichts vorwerfen. Man konnte wirklich sehen, dass er sein Bestes gegeben hat. Er hat sich vor dem Interview sicher gut informiert. Als Ahmadinedjad ihm sagte, er habe nichts mit den Geschehnissen nach den Wahlen zu tun, Justiz sei komplett unabhängig, konnte Larry King aber trotzdem nicht fragen: "was ist mit Ihrem Geheimdienst? Mit den Studenten, die im Keller gefoltert wurden?" Und viele weitere Fragen konnte Larry King nicht stellen, weil er nicht genug wissen konnte.

Ahmadinedjad gab nie einem prominenten iranischen Journalist, der im Ausland tätig ist, ein Interview. Er gab aber prominenten Medien der westlichen Länder viele Interviews. Auch Mousavi sollte sich dringend von der ausländischen Presse interviewen lassen, damit Ahmadinedjads Lügen nicht länger unbeantwortet bleiben.



Montag, 21. September 2009

Falscher Kommentar zu einem Slogan

Liebe Leser,
offensichtlich hatte ich einen Slogan vom "Green Qods Day" akustisch falsch verstanden. "Tod der Religion" war falsch, der Slogan hieß "Tod für China". Ich war auch selbst überrascht. Da aber alle Kommentare zum Video auf Youtube hießen "sagen sie wirklich Tod der Religion?", "Ja, mutig" und sogar auf English "Yes, we are Iranians; brave people", dachte ich, dass ich richtig höre.

Zum Glück hat Julia es gemerkt und mir geschrieben.

Zur Information: Religion heiß auf persisch "din", China wurde man auf deutsch "tschin" schreiben.

Ich entschuldige mich hiermit dafür und bedanke mich bei Julia herzlichst.

Euer
Dust and Trash

Sonntag, 20. September 2009

Titel vieler Zeitungen: Green Qods Day (ohne Kommentar)






"Heute Nacht kann unser Mahumud [Ahmadinedjad] nicht schlafen" (Video)


Die Menge schreit weiter: "Heute Nacht kann unser Mahmud nicht schlafen; Er hat keine Anhänger mehr." Dann spielen die Leute ein Kinderspiel "Lüge, weg; Kartoffel, weg ..., Ahmadinedjad, weg"


Das Video wurde in Toronto nachgemacht:

Freitag, 18. September 2009

Hunderttausende protestieren in vielen Städten (mit Videos)

Kaum Berichte in den deutschen Medien über die Proteste; Warum?

Heute fragten mich Freunde, ob denn nichts mehr passiere im Iran. Klar passiere etwas, war meine Antwort, zum Beispiel gerade heute. Es gab Proteste, nur wurden sie in den deutschen Medien nicht (groß) gezeigt. Auf den Webseiten von CNN und der New York Times waren die Demonstrationen mit hunderttausenden Menschen nämlich die erste Schlagzeile, bis zur jetzigen Stunde. Guardian.co.uk hat in einem Liveticker die Demonstrationen übertragen; mit Videos natürlich. Auf BBC steht die Nachricht ebenfalls ganz oben. Auf Zeit.de steht immer noch keine Nachricht darüber. Auf Spiegel.de ist die Nachricht ziemlich versteckt und erst spät angekommen. Ich weiß nicht warum. Das Interesse der Bevölkerung in Deutschland an den Nachrichten diesbezüglich ist sehr groß. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies an den guten wirtschaftlichen Beziehungen der beiden Länder liegt. Dafür sind die Medien zu unabhängig, denke ich. Könnt ihr mir bitte helfen und meine Frage in den Kommentaren beantworten? Ich wäre sehr dankbar.

Proteste trotz Drohungen

Es gab viele Drohungen, damit die Menschen sich nicht trauen würden, auf die Straßen zu gehen. Ein Offizier des Pasdaran: "Diejenigen, die mit grünen Symbolen auf die Straßen gehen, werden hart bestraft". Trotzdem waren die Straßen der Städte voll. Hunderttausende sollen es gewesen sein. Ein BBC-Experte meint: "Dieses Mal sogar mit Kindern, als würden sie denken, sie haben nichts mehr zu verlieren. Das liegt am Verhalten des Regimes in den letzten Wochen.".

Weniger Gewalt

Zumindest gab es weniger Berichte über hartes Vorgehen des Regimes als bei den Protesten davor. Laut dem o.g. BBC-Experten lag es wahrscheinlich daran, dass die Pasdaran Angst hatten, ihre eigenen Familien aus Versehen zu töten, weil auch sie eventuell an den Demos teilnehmen würden. Das ist bei den alten Protesten passiert. So etwas schadet einer Regierung wie der von Ahmadinedjad enorm.

Ein anderer Experte meinte, es gebe einen zweiten Grund; die Regierung sehe langsam ein, dass die Opposition Recht hatte: "je mehr Gewalt, desto wütender die Menschen". Vielleicht sei die Regierung zur Vernunft gekommen. Die Situation sei wie ein Glücksspiel. Die Regierung müsse entscheiden was weniger schadet. Niederschlagen oder Kompromisse finden.

Es ist noch zu erwähnen, dass Karroubi angegriffen, aber von seinen Anhängern und Jugendlichen beschützt wurde. Auch Ex-Präsident Khatami wurde hart angegriffen, so dass sein Turban herunter fiel. Davon gibt es auch Photos.

Unstimmigkeit zwischen Bassijis

Es gab heute Streits zwischen Bassijis. Manche wollten hart attackieren, die anderen waren dagegen. Die friedliche grüne Bewegung scheint manche Ziele erreicht zu haben.

Slogans und Videos

Am Mikrofon sagt ein Bassiji "Tod für Israel" die Menge antwortet "Tod für Russland" (Teheran) Das liegt daran, dass behauptet wird, Irans Geheimdienst sei unter russischer Kontrolle und die iranischen Sicherheitskräfte seien in Russland ausgebildet worden. Außerdem ist Russland ein Verbündeter Ahmadinedjads. Es geht aber vor allem darum zu zeigen, dass sie sich nicht vorschreiben lassen, was man sagen darf oder kann.


Iran, Iran (Victory) (Teheran)
Wenn man keine grünen Symbole mitbringen will, kann man mit seinen Fingern ein V formen. Zum Beispiel zum Helikopter, in dem eventuell der Revolutionsführer ist.


Lügner, Lügner, Wo sind die 63% ... Tod der Diktatur ... Weder Gaza noch Libanon, ich sterbe für Iran (Teheran)


Leute unterstützen Karroubi (Teheran)




Diktator, Diktator, das ist die letzte Warnung, das iranische grüne Volk ist bereit für Revolution (Teheran)


Weder Gaza noch Libanon, Ich sterbe für Iran ... Geständnis und Folter haben keine Auswirkungen mehr (Isfahan)



Tod für China (Shiraz)




Dienstag, 15. September 2009

Mutige Vorbereitungen für "Green Qods Day" am Freitag


Qods Tag. Früher war es ein Tag, an dem die Anhänger der islamischen Republik auf die Straße kamen, Israel Flaggen verbrannten und Tod Israel schrien. Manchmal auch die USA und selten England wurden beschimpft. Nachdem alle religiösen Feste von der Regierung abgesagt wurden, weil die Grünen die Situation für eine Versammlung benutzen wollten, wird der Qods Tag diese Tage ersetzen müssen. Absagen kann ihn Ahmadinedjad kaum.

Nun sind die Geschmäcker bekanntlich unterschiedlich. Deshalb sind die Aufforderungs-Plakate sehr unterschiedlich. Manche haben ein religiöses Fundament, andere ein demokratisches. Sie alle haben aber eine Gemeinsamkeit: Widerstand mit grünen Symbolen gegen die iranische Regierung.

Auf dem Poster links beispielsweise steht in der Mitte "Vergewaltigung verboten", ganz oben steht "weltweite grüne Qods-Demos". Ganz unten links steht "Maler: Grüner Schrei", das Bild Schrei steht darüber, nur grün bemalt. Die Poster sehen unterschiedlich aus.

Mutiges Verbreiten
In Isfahan (Esfahan) hat eine Gruppe von Jugendlichen 5000 Flyer in der Stadt ausgeteilt, natürlich aus eigener Tasche bezahlt. Für Demokratie und Freiheit muss man einen Preis zahlen. Geld ist ein kleiner Preis. Ich sah gerade ein Video auf Mousavis offizieller Facebook-Seite. Eine mutige Frau liest in einem Bus eine Einladung zur Demonstration in der religiösen Großstadt Mashhad vor, eine andere Frau filmt das ganze, so dass man keine Gesichter erkennt. Am Ende teilt sie Flyer aus, es gibt keinen Aufstand. Ahmadinedjad hat kaum Anhänger. Sogar in der konservativsten Stadt Irans Qom gibt es Ankündigungen für eine solche Demonstration. Heute wurden auf Internetseiten die Leute dazu aufgerufen, ab sofort Bluetooth einzuschalten um auch damit einander zu benachrichtigen.

Mousavi, Karroubi und Ex-Präsident Khatami haben bereits angekündigt, dass auch sie an den Demonstrationen teilnehmen werden. Früher war immer Rafsanjani der Freitagsprediger diesen Tages. Viele wünschen sich, dass er auch das Freitagsgebet diesen Jahres predigt. Es ist aber noch unklar ob ihm dieses Mal das Predigen erlaubt wird.

International wird es auch in vielen anderen Städten Solidaritätsdemonstration geben. In Deutschland zum Beispiel sind meines Wissens nach bereits Demonstrationen in Berlin, Hamburg und Köln geplant.

Es gibt viel zu berichten, ich glaube aber, dass dieser Bericht lang genug geworden ist. Falls man sich mehr informieren will, kann man nach "Green Qods Day" suchen, beispielsweise mit Google.

Liebe Grüße,
Dust and Trash

Karoubis Brief an das iranische Volk

Karoubis Brief an das iranische Volk könnt ihr auf Julia's Blog auf deutsch lesen.

Samstag, 12. September 2009

Nachrichten über Mousavi und Karroubi verboten!


Ab sofort dürfen iranische Zeitungen keine Nachrichten über Mousavi oder Karroubi veröffentlichen. Damit beginnt eine neue Ära der Zensur.

Alarm! Wird Karroubi verhaftet?


Am Mittwoch berichtete ich über das verbreitete Gerücht, das Regime wolle Mousavi und Karroubi verhaften. Laut vielen iranischen Quellen gab Revolutionsführer Chamenei den Befehl, ihn zu verhaften. Die Nachricht lautet, Rafsanjani habe seinen Freunden von seinem Treffen mit dem Revolutionsführer berichtet. Rafsanjani habe ihm anscheinend gesagt, er werde von allen seinen Ämtern zurücktreten, er dürfe nicht mal die Freitagsgebete predigen. Danach sagte er zum Revolutionsführer: "Sie sollten keinen Haftbefehl für Karroubi erlassen." Am Ende sagte Rafsanjani, wenn es so weiter ginge, würde alles noch komplizierter werden. Der Revolutionsführer antwortete ihm mit Schweigen.

Auf einer Ahmadinedjad-nahen Webseite steht heute: "Rafsanjani wird nicht das Freitagsgebet vom Qods-Tag [Green Qods Day, ich werde noch darüber berichten] predigen". (Damit wäre die Nachricht von oben zur Hälfte bestätigt. Während ich diesen Satz schrieb, kam eine neue Nachricht auf BBC: "Laut einer Gruppe der Judikative sind Karroubis Dokumente bezüglich der Vergewaltigungen gefälscht". Gestern hatte ich meine Vermutung auf Twitter veröffentlicht. Karroubis Verhaftung wäre eine Machtprobe. Damit kann das Regime besser spekulieren, wie die Reaktionen ausfallen würden, falls sie verhaften. Wird die Bewegung friedlich bleiben? Fragen über Fragen.

Warum Gerüchte gefährlich sind
Ich werde jedenfalls die Nachricht einer Verhaftung nur kommentieren, wenn die Quellen zuverlässig sind. Solche Gerüchte muss man mit Vorsicht genießen, noch dazu, dass sie gerne von Regierungen wie der heiligen islamischen Republik produziert werden. Die gewünschte Auswirkung ist natürlich leicht zu durchschauen: Man verbreitet ein Gerücht so oft, bis die Leute eine Nachricht nicht mehr glauben, weil sie das Vertrauen (zueinander) verlieren. Zueinander, weil sie diese Nachrichten von Freunden gehört haben, die eventuell als Lügner gelten können. Außerdem dienen solche Gerüchte dazu, die kleinen Reaktionen anzuschauen und zu bewerten. Zum Glück informieren sich die Menschen über solche Auswirkungen.

Wir bleiben informiert.
Euer
Dust and Trash

Donnerstag, 10. September 2009

Venedig war am 9. September (wieder) grün


Venice Film Festival; Shirin Neshat, Regisseurin und ihr Team sind mit grünen Symbolen und sogar mit grüner Kleidung aufgetreten. Währenddessen zeigten sie V (Victory) mit ihren Händen.

Weitere Fotos vom Festival gibt es bei Yahoo News.






Mittwoch, 9. September 2009

Alarm! Wird Mousavi verhaftet?

Gestern las ich auf zuverlässigen Quellen ein unvorstellbares Gerücht: Das Regime habe vor, Mousavi und Karroubi zu verhaften. Kann nicht sein, dachte ich. Würden sie es sich trauen, hätten sie es längst getan.
Heute vormittag las ich in den Nachrichten, die Berater von Mousavi und Karroubi wurden verhaftet. Ajatollah Chamenei, Revolutionsführer Irans, ist außerdem der Prediger des Freitagsgebets dieser Woche. Noch dazu stürmten am Tag davor Sicherheitskräfte ohne Durchsuchungsbefehl Mousavis Büro, wo auch die Fälle der missbrauchten Gefangenen bearbeitet werden. Mousavi gab daraufhin seine Erklärung #12 (full English translation) ab. In dieser Erklärung schreibt er, dass die Verhaftung seines Beraters der Beginn eine Serie von heftigeren Aktionen [als bisher] sein wird, das Volk solle sich aber keineswegs davon provozieren lassen.
Es gibt seitdem viele Drohungen im Netz, falls Mousavi wirklich verhaftet werden sollte. Allerdings hat sich das Regime auch nicht selten unvernünftig verhalten.

Außerdem kann ich folgenden Bericht nur empfehlen: Teherans Furcht vor den Festtagen

Ich wollte eigentlich selbst etwas darüber schreiben, ist aber nicht mehr nötig; also bleiben wir gespannt!

Euer
Dust and Trash

Samstag, 5. September 2009

Mousavis neueste Erklärung (#11) an das Volk (eine Kurzfassung)


Endlich meldet sich Mousavi wieder zu Wort. Damit zeigt er aber, dass er genau weiß, wann er was sagen soll. Nicht zu viel, dass seine Erklärungen wertlos werden, nicht so selten, dass er vergessen wird. Genau wenn man ihn braucht, wenn man spürt etwas fehlt für die Bewegung. Wenn man sich fragt: warum sagt Mousavi nichts mehr? In diesem Moment schreibt er.

Als Einleitung steht auf seiner Seite "Im Gegenteil zu dem, was die Regierungsleute propagieren, sind wir diejenigen, die Gewalt ablehnen. Unsere Forderungen sind klar und vernünftig. Wir wollen die Islamische Republik beschützen und das Zusammenleben der Nation stärken. Das Zurückgewinnen des Vertrauens der Bevölkerung ist ohne Akzeptieren des Willens des Volkes und Klarheit durch Medien in allem was getan wird nicht möglich. In der grünen Bewegung, die zustande gekommen ist, wollen wir nichts neues. Wir wollen die verlorenen Rechte des Volkes zurück."

Die Erklärung ist lang. Ich kann nicht alles übersetzen. Hier manche Punkte:

- "Aktuelle Gesetze des Landes haben Kapazitäten, die nicht benutzt werden. Das wissen die Regierungsmänner, aber ihnen ist es egal." Dann erwähnt Mousavi eine Reihe von Beispielen: Garantieren der politischen und sozialen Freiheiten, Pressefreiheit, Gleichheit der Menschen vor dem Gesetz, Versammlungsrecht, ... . Die Liste ist lang, ihr könnt es euch vorstellen.

- "Wir [Mousavi und seine Ratgeber] wollen die bisher nicht erreichten Ziele der Revolution von 1979 verfolgen. Diese grüne Bewegung ist mit diesem Wunsch entstanden. Ziele wie Freiheit. Freiheit des Glaubens, Freiheit der Rede, Freiheit nach der Rede, Freiheit zu wählen und gewählt zu werden. Freiheit im Sinne der Revolution von 1979, [...]. Die Menschen nannten diese Revolution den Frühling der Freiheit."

- Mousavi erklärt dann, dass der Wächterrat einiges falsch gemacht und seine Rolle missbraucht hat. Dann gibt er neun Ratschläge an die Regierung, wie sie einen Ausweg aus der Krise finden kann und beendet die Erklärung fast literarisch:
"Wir sind auf einem Weg voller Licht [Hoffnung, Klarheit, viel mehr] eingetreten, der die Senioren wieder jung und die Jugend reif gemacht hat. [...]. Mir Hossein Mousavi."

Die Freunde von Facebook werden demnächst die komplette Erklärung ins Englische übersetzen und ich werde es hier verlinken.

Euer
Dust and Trash

Donnerstag, 3. September 2009

Das Wichtigste der letzten Tage

1. Mousavi bedankte sich bei Karroubi wegen seines Mutes, weil Karroubi das Geschehen der Vergewaltigungen im Gefängnis ans Tageslicht brachte. Karroubi bedankte sich beim Groß-Ajatollah Montazeri für seine Unterstützung während der Ereignisse nach den Wahlen im Iran.

2. Neben Groß-Ajatollah Montazeri hat auch Groß-Ajatollah Baiat-Zanjani die Regierung scharf kritisiert und gesagt: "Velayate-Faghih (Revolutionsführer in religiöser Sprache) hat nur Legimität, wenn er vom Volk gewählt wird". Es wird gesagt, er sei der Lehrer Chameneis gewesen. Scharfe Kritiken wie diese Woche kamen nie von "seinem Haus" (Büro).

3. Nächste Demonstrationen sind angekündigt. Die größte wird wahrscheinlich am Freitag in zwei Wochen (18.9) sein. Normalerweise finden die Anti-Israel-Demos im Iran statt. Die grüne Bewegung will die Gelegenheit nutzen und wieder das Land "grün" machen. Es wird erwartet, dass an diesem Tag Polizei und Bassij die Demonstranten nicht niederschlagen kann. Außerdem soll Rafsanjani das Freitagsgebet halten.

Das ist die neueste Schlagzeile auf der offiziellen Facebook-Seite Mousavis:
This year Qods Day will be “Green”, so that all shall know assault is appalling, no matter where or by whom; on land, wealth or honour. This year the Iranian nation, invites the world and especially the oppressed Palestinian nation, to be “Green”, to ... wear “Green” and to think “Green” in solidarity with us, the “Green”. Our message for this Qods Day: Stop Assault!

4. Eventuell gibt es kleinere Demonstrationen, z.B. morgen, am Freitag. Natürlich werdet ihr davon hier benachrichtigt, falls sie stattfinden.

Liebe Grüße,
Dust and Trash