Im ersten Teil haben wir über Freiheiten geschrieben, die es in der Schah-Zeit im Iran gab und heute nicht mehr gibt: Private Freiheiten.
Der Schah war gebildet, modern und hat im Iran Kulturzentren wie Kinos und Theater gebaut. Laut dem, was über ihn geschrieben wurde, war er jemand, der den Iran liebte. Aber er war auch jemand, der alles selber in der Hand nehmen wollte. Seinen Ministerpräsidenten Mossadegh beispielsweise, der die absolutistische Monarchie durch eine konstitutionelle Monarchie ersetzen wollte, stempelte er als Kommunist ab. Die kommunistische Tudeh-Partei wollte zwar Mossadegh unterstützen, Mossadegh war aber nicht bereit mit ihnen zusammenzuarbeiten. In der Selbstdarstellung der Tudeh-Partie Irans heißt es: [1]
"Leider hat Dr. Mossadegh den Warnungen der T.P.I nie Aufmerksamkeit geschenkt und mit übertriebenem Vertrauen zu den Leuten um sich, die ihn dann verrieten, nicht die Bereitschaft gezeigt, in den entscheidenden Momenten für den Kampf gegen Unterdrückung und Kolonialismus uns die Hand zu reichen."
Time's Man of the year, Mossadegh
Mossadegh erwähnte in seinem Tagebuch immer wieder: "egal wer für Freiheit kämpft, wird als ein Kommunist abgestempelt". Mossadegh, aber auch Anthony Eden, der damalige britische Außenminister, sahen keine kommunistische Gefahr für den Iran. Darüber, ob sie Recht hatten oder nicht sollen Historiker weiterhin diskutieren.
Die Mullahs wie Seyyed Abol-Ghasem Kaschani und Seyyed Mohammad Behbehani sahen in Mossadegh eine Gefahr für den Islam. Sie befürchteten, dass Moassadegh den Iran in eine Republik verwandeln würde. Die Angst der Mullahs vor einer Republik war nichts Neues. Reza Schah Pahlavi, Mohammad Reza Pahlavis Vater, wollte eigentlich eine Republik im Iran gründen. Unter dem Druck der Geistlichkeit, insbesondere Hassan Modarres, scheiterte er daran und gründete eine Monarchie. Die Geistlichkeit sah in der Republik eine Säkularisierung der Gesellschaft und eine Gefahr für die Religion und ihre eigene Macht.
Ajatollah Kashani
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Politische Aktivisten hatten in den folgenden Jahren kaum politische Freiheit, wie beispielsweise Dr. Schapur Bachtiar, der nach dem Sturz Mossadeghs einer der Führungsmitglieder der Nationalen Front war und mehrfach verhaftet wurde.
Dr. Schapur Bachtiar mit einem Foto von Mossadegh
Bachtiar äußerte Mohammad Reza Schah gegenüber:
"Ihr Vater hat meinen Vater umgebracht. Sie haben mich ins Gefängnis geworfen. Ich sollte eigentlich keinerlei persönliche Loyalität ihrer Dynastie gegenüber haben. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass der Iran noch nicht reif für eine demokratische Republik ist. Und wenn die Nation soweit ist, eine Demokratie zu sein, kann dies auch in Form einer konstitutionellen Monarchie geschehen. Zur Zeit ist es allerdings unsere wichtigste Aufgabe, diese Barbaren zu stoppen."
Dr. Bachtiar und Schah
Grund?! Human Bachtiar, eine Bekannte von Schapur Bachtiar sagt:
"ِBachtiar studierte die Verbindung der Religion und Macht im Altertum und wusste, dass Religion eine persönliche Sache ist. Er wusste, dass die Einmischung von Religion in Politik in Tyrannei und Korruption endet." [3]Dann kam Ajatollah Chomeini aus Paris in den Iran und erklärte Bachtiars Regierung für illegal. Bachtiar wollte, dass der Ajatollah in der heiligen Stadt Qom einen kleinen Vatikan-Staat gründet, was dem Ajatollah aber nicht gefiel.
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Konnte Schah den Iran vor der Islamisierung des iranischen Staats retten?
Farah Pahlavi, Irans letzte Königin, sagte Bachtiar im ägyptischen Exil:
"Wenn Sie drei Monate zuvor Ministerpräsident geworden wären, wären wir jetzt alle in Teheran" [4].
Farah Pahlavi
Was wäre, wenn der Schah früher mit seinen Reformen angefangen hätte?
Warum hat die breite Masse nicht auf Bachtiar gehört? Nicht etwa, weil sie ihn nicht kannte? Während Bachtiar und andere säkulare Kräfte gefangen waren, konnten die islamischen Kräfte in Moscheen für Khomeini werben. Wäre der Iran auch dann islamisch geworden, wenn Bachtiar und andere säkulare Intellektuelle ihre eigenen Zeitungen gehabt hätten? Warum war der Iran damals "nicht reif für eine Republik"?
Der Schah hat aber am Ende dem Land die Demokratisierung durch Bachtiar ermöglicht. Es war nicht alleine des Schahs Schuld, dass der Iran sich in einen Gottesstaat verwandelte.
Im nächsten Teil dieser Artikelreihe werden wir sehen, welche historischen Fehler Irans Intellektuelle begangen haben.
Ein paar Quellen aus dem Netz:
[1] 60 Jahre Tudeh-Partei Irans
[2] کودتای ۲۸ مرداد, Wikipedia
[3] BBC, بختیار؛ سرشتی ویژه که قدرش را ندانستیم
[4] BBC, گفت و گو با فرح پهلوی در باره شاپور بختیار و آخرین ماه های نظام پادشاهی
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