Fragestellung: Wie können wir unzufriedene, inaktive Menschen dazu bringen, ihre Potentiale zu nutzen? Wie kann man eine Mehrheit, die in der Regel nicht aktiv ist, mit einer Minderheit von Aktivisten verbinden? Diese inaktive Menschen haben bisher oft ihr Potenzial gezeigt.
Reza Radmanesh, Soziologe und Blogger aus Teheran hat in zwei Artikeln (+, +) versucht, diese Fragen zu beantworten, die ich im Folgenden zusammengefasst und übersetzt habe:
1. Vereinzelte Menschen die an eine Thematik sich einig sein können finden. Diese Menschen müssen nicht einander kennen. Wichtig ist die Existenz eines gemeinsames Problems.
2. Diesen einzelnen Menschen eine kollektive Identität geben und sie in eine Gruppe bringen.
3. Wir müssen diesen Menschen ermöglichen, miteinander zu reden.
4. Vermeiden von Politisierung dieser Gruppen, die diese anfällig machen.
Dabei ist es überhaupt nicht entscheidend, was das gemeinsame Problem dieser Gruppen ist. Eine Gruppe kann zusammen kommen, weil sie Straßenkinder helfen will oder eine bestimmte Art von Straßenmusik unterstützen möchte. Wichtig ist, dass diese aktive, anfällige Menschen, zusammen eine Einheit bilden und sich gegenseitig zu unterstützen. Die Regierung hat es nicht mehr mit vereinzelten Menschen zu tun. Sie hat es mit straken Gruppen zu tun, die aufeinander aufpassen.
Bin ich ein Träumer? Nein, ich erzähle kein Märchen. In der Soziologie gibt es ein neuer Zweig namens "öffentliche Soziologie" (Public Sociology). Die marginalisierten (marginalized) Gruppen von Michel Foucault gehen in dieselbe Richtung.
Existierendes Beispiel
Eine der Gruppen die diesen Weg durchgelaufen ist, ist die Selbsthilfeorganisation Anonyme Alkoholiker (im Iran gibt es ähnliche Gruppen, die ihre Sucht zu anderen Drogen bekämpfen). Ihre Mitglieder finden eine kollektive Identität, die sich um Drogenentzug dreht. Obwohl sich alles am Anfang um Drogenentzug dreht, werden die Mitglieder später einander auch in anderen Bereichen (Job- und Wohnungsuche, etc.) helfen.
Was können wir falsch machen?
Es ist sehr wahrscheinlich, dass solche Gruppen darauf kommen, dass sie das jetzige politische System nicht mehr haben wollen. Wir dürfen aber nicht diese Gruppen politisieren und anfällig machen. Noch wichtiger: wir dürfen nicht denken, dass eine unpolitische Gruppe keine Wirkung hat. Das Finden einer kollektiven Identität ist der Anfang, die Hände der Regierungen, die ihren Bürgern willkürlich unterdrücken, zu schließen.
Wir geben eine Gruppe eine Identität, damit sie sich in eine nachfrageorientierte Gruppe umwandelt. Wenn wir eine nachfrageorientierte Gruppe sind, wollen wir nicht mehr an der Macht beteiligt sein. Jetzt können wir für unsere Ziele mit einem Abgeordneten sprechen. Wir gehen nicht mehr davon aus, dass wir unsere Ziele nur mit einem Systemwechsel erreichen können. Wir verstehen, dass ein Politiker nicht ohne Grund gut ist: guter Politiker sein heißt, Wünsche von Gruppen zu erfüllen ...
Klingt plausibel. Nazis und Kommunisten wussten schon, warum sie alle gesellschaftlichen Bewegungen "gleichgeschaltet" haben!
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