Freitag, 30. April 2010

Schlagzeilen der Woche (#10)

Verhaftungen im Vorfeld des nationalen Lehrertags am zweiten Mai

Am Mittwoch wurden der Generalsekretär und der Sprecher der Lehrergewerkschaft, Ali Akbar Baghani und Mohammad Beheshti Langaroudi, auf Befehl des Informationsministerium verhaftet. Die Lehrergewerkschaft kündigte zuvor einen einwöchigen Hungerstreik an. Mit dem Hungerstreik wollen die Lehrer gegen die illegalen Verhaftungen und die Todesurteile ihrer Arbeitskollegen protestieren. Viele Studenten werden sich den Lehrern anschließen.

Politische Gefangene gehen aus Solidarität mit den Arbeitern in Hungerstreik

Eine Gruppe von politischen Gefangenen kündigte einen Hungerstreik am ersten Mai an. Bereits letzte Woche begannen 350 politische Gefangene ihren Hungerstreik gegen ihre schlechte gesundheitliche Situation und ihre unfaire Behandlung. Sie erklärten, dass die Arbeiter im Iran am meisten unter Druck seien, da die politische und wirtschaftliche Situation die Arbeiterklasse am härtesten trifft. Der Hungerstreik soll bis zum 12. Juni, den Jahrestag der Wahlmanipulationen, andauern.

Mehrere Arbeitergewerkschaften rufen ihre Mitglieder zum Protest auf

Es ist noch unklar wie groß die Demonstrationen am Arbeitertag sein werden. Mehrere Gewerkschaften riefen ihre Mitglieder auf, an den eigenen Firmen zu demonstrieren. Andere Gruppen fordern die Arbeiter auf, auf den Straßen zu demonstrieren, damit sie Unterstützung von der grünen Bewegung bekommen. Straßen und Plätze wurden bereits vorgeschlagen. Mehrere alternative Plätze sollen dafür sorgen, dass im Falle einer großen Polizeipräsenz die Demonstrationen trotzdem stattfinden können. Fraglich ist, ob die Ankündigung bereit verteilt ist. Momentan kann man im Iran nichts vorhersagen. Jede Kleinigkeit kann für große Unruhen sorgen, wie zum Beispiel kleinere Demonstrationen von etwa zehntausend Menschen.

Komission für politische Parteien forderte Auflösung der beiden Reformparteien durch die Justiz

Obwohl diese Nachricht in vielen Zeitungen Schlagzeilen machte, ist sie nicht so bedeutungsvoll, wie sie scheint. Im Iran herrscht momentan nicht das Gesetz. Die Parteimitglieder sind im Iran normalerweise nicht im Rahmen ihrer Parteien aktiv. Die Parteien können eher als eine Wahlmaschinerie betrachtet werden. Entscheidet sich eine Partei für einen Kandidaten, ist es nicht unnormal, dass sich Parteimitglieder oder sogar der Vorsitzende der Partei für einen anderen Kandidaten entscheiden, statt mit der Partei auf eine Linie zu gehen. Diese Meinung wird von der Partei respektiert, die Partie wirbt aber nur für ihren Kandidaten. Dazu kommt, dass viele Politiker Mitglied mehrerer Parteien sind. Viele Soziologen sind deshalb der Meinung, dass im Iran keine Parteien, sondern eher politische Organisationen existieren. Betrachtet man die Namen dieser "Parteien", heißen sie oft Front A, Organisation B und so weiter. Die beiden Reformparteien heißen auch die Islamische Iranische Partizipationsfront und die Organisation der Mojahedin der Islamischen Revolution.

Vergleichbare Artikel:
Radio Zamaaneh: Iranian Teachers Association leaders arrested
Julias Blog: Iranische Arbeiterorganisationen verkünden ihre Forderungen

Julias Blog: Moussavi richtet Botschaft an iranische Arbeiter und Lehrer
Julias Blog: Iran erhöht Druck auf Lehrer

Sonntag, 25. April 2010

Mousavis großer Wandel?

Sahabi, Präsident der Melli-Mazhabi Gruppen

Mousavi traf sich diese Woche mit ein paar Persönlichkeiten der sogenannten national-religiösen Gruppen. Zwei Persönlichkeiten dieses Treffens waren Sahabi und Dr. Peyman. Jeder Iraner, der sich einigermaßen mit Politik beschäftigt, weiß, was dieses Treffen bedeuten kann: Mousavis großen Wandel. Um das zu verstehen, muss man wissen wer diese National-Religiösen(pers.: Melli-Mazhabi) sind.

Welche Gruppen und Menschen werden als national-religiös bezeichnet?

Kurz gesagt bezeichnet National-Religiöse die Mitglieder ein paar kleiner oppositioneller Parteien, einige Intellektuelle, Schriftsteller und Aktivisten wie Ebrahim Yazdi, Zeidabadi, Peyman und Sahabi. Diese Gruppen sind große Verfechter von Mohammad Mosadeq, der das iranische Öl nationalisierte, der Presse kurzfristig absolute Freiheit gab, und schließlich durch einen CIA-Putsch entmachtet wurde. Man kann diese Gruppen als Spaltungen von der Organisation Nehzat-e-Azadi (Freiheitsbewegung) betrachten. Die Gründer dieser Organisation waren Religiöse, die den Islam sehr modern und weltlich interpretierten, wie zum Beispiel Ajatollah Taleghani und Mehdi Bazargan.

Übergangsregierung und Abstand zur Regierung

Die Organisation Freiheitsbewegung schloss sich Ajatollah Chomeini zum Kampf gegen den Schah an. Nach der Revolution bildeten sie sogar die Übergangsregierung. Mehdi Bazargan, Premierminister, legte sein Amt aufgrund der Geiselnahme der amerikanischen Botschaft nieder, weil Chomeini seinem Kabinett nicht erlaubte, die Geiseln zu befreien. 1985 lehnte der Wächterrat seine Präsidentschaftskandidatur ab. Seitdem wurden diese Gruppen zwar geduldet, aber oft als illegal bezeichnet. Die Mitglieder und Aktivisten wurden oft verhaftet.

Yazdi und Sahabi kandidierten immer wieder als Präsidentschaftskandidaten. Es war eigentlich immer klar, dass diese Kandidatur abgelehnt würde: will man sich im Iran als Kandidat für die Präsidentschaft anmelden, muss man ankreuzen, dass man an die Herrschaft des obersten Rechtsgelehrten glaubt. Melli-Mazhabis (National-Religiöse) strichen "glauben" weg und schrieben statt dessen "akzeptieren, weil dies im Gesetz steht". Sie erklärten, dass sie der Islamischen Republik eine Chance für einen friedlichen Wechsel geben wollen. Später unterstützten sie Ex-Präsident Khatami bei den Wahlen und begrüßten seine Reformversuche.

Mousavi trifft Sahabi

Mousavi war in den vergangenen Tagen unter großer Kritik, weil er von goldenen Zeiten unter der Herrschaft von Ajatollah Chomeini sprach. Mit diesem Treffen könnte er signalisiert haben, dass die Kritik bei ihm angekommen ist. Auf dem wichtigen Treffen mit Melli-Mazhabis sagte Mousavi: "Anstatt uns an eine Art des Regierens zu klammern, müssen wir flexibler sein (= andere Formen finden, die unseren Bedürfnissen besser Rechnung tragen)" (s. Julias Blog), somit macht Mousavi sogar deutlich, dass er nicht länger auf der unbeliebten Staatsform Islamische Republik beharren wird.

Vergelichbare Artikel: 
Julias Blog: Moussavi: Es geht uns nicht um Macht, sondern um nationale Interessen 
Mousavi, Facebook: Mir Hossein Mousavi in a meeting with a group of Nationalist-Religious activists
Plant Iran: Sahabi's Open letter

Hintergründe zum Boobquake

Alle sprechen von Boobquake, Sie wissen aber nicht worum es geht? 

Hier die Hintergründe: 

Letzte Woche sagte der Freitagsprediger Sadeghi in Teheran, dass "Frauen, die unangemessen auftreten” (damit sind Frauen gemeint, die sich nicht vollständig an die vorgeschriebene islamische Verschleierung halten) anziehend auf Männer wirkten und eine Ausbreitung des Ehebruchs in der iranischen Gesellschaft verursachten, was – dem Geistlichen zufolge – zu einem erhöhten Erdbebenrisiko führe" (Übersetzung übernommen aus Julias Blog).

Iraner übersetzten diese Rede und verteilen sie per Twitter, Facebook und Blogs. Das Interesse der Weltöffentlichkeit war groß. Googlen Sie aus Spaß "What causes earthquake in Iran", dann werden Sie sehen, was ich meine.

Und jetzt zum Boobquake: Eine Studentin oder Schülerin namens Jen McCreight wollte einen Witz daraus machen (s. u.). Sie schlägt den Frauen vor, diese Behauptung wissenschaftlich zu überprüfen. Eine Facebook-Umfrage wurde gestartet. 160.000 Menschen geben an, dass sie an der Aktion teilnehmen werden (es gibt auch Männer unter den angemeldeten).

Vergleichbare Artikel:
Julias Blog: Die Kopftuch-Ehebruch-Erdbeben-Kausalität
Blag Hag (Jen McCreight):  A quick clarification about Boobquake 
Street Journalist: Women to blame for earthquakes, says Iran cleric 
Spiegel: Tag des Brustbebens

Freitag, 23. April 2010

Fotos aus dem Iran (#10)



Diese Fotos machen deutlich: nicht nur die iranische Mittelschicht aus den Großstädten, sondern auch die ärmsten Menschen in den kleinsten Dörfern des Landes schauen die Sendungen an, die aus dem Ausland gesendet werden. Die Satellitenschüsseln sind im Iran verboten. Auf dem Schwarzmarkt sind sie teuer, aber es scheint diese Menschen nicht davon abzuhalten.

Die Polizei bei einer Satellitenrazzia im Iran

Foto Quelle: Facebook-Seite Mahvareh

Sonntag, 18. April 2010

Momenis Frau in einem Interview mit Deutscher Welle

"Ich kann Ihnen momentan nur sagen, dass während Abdollah schlief, niemand sich traute, eine Tür auf oder zu zu machen. Sofort schrie er 'sie schlagen mich'. "


Quelle (persisch): http://www.dw-world.de/dw/article/0,,5466920,00.html

 DW: Frau Ayande Vand, Ihr Mann, Abdollah Momeni, wurde vor der von den Verantwortlichen versprochenen Urlaubszeit ins Gefängnis zurückgebracht. Was war der Grund? 
Fr. Ayand Vand: Ich denke, dass Abdollahs Verweigerung, ihre Wünsche zu erfüllen, der Grund war.
Was meinen Sie? Bitte erläutern Sie genauer, was sie von Herrn Momeni verlangten, wenn es möglich ist.
Sie verlangten jede paar Tage etwas. Einmal wollten sie, dass die Webseite Bamdad-e-Khabar schließt. Einmal war es sein Rücktritt von der [Studentenorganisation] Tahkim-e-Vahdat. Und andere Sachen, die von ihm verlangt wurden, wie zum Beispiel, dass Abdollah in seinen Reden gegen sich und die Studentenbewegung etwas sagt, was Abdollah nicht akzeptierte, und nicht akzeptieren konnte. Und andere Wünsche die ich nicht mehr weiß … aber wirklich, sie verlangten sehr viele Sachen und manche kann man nicht erwähnen. 

Heißt das, dass sie dauernd Herrn Momeni anriefen und die Wünsche erwähnten?
Ja. Sie riefen immer an und verlangten diese, damit sein Gefängnisurlaub Tag für Tag erfüllt wird. Aber leider oder glücklicherweise konnte Abdollah diesen Wünsche nicht nachgehen.

Wie war der psychische Zustand von Herrn Momeni, als er zu Hause war?
In der Zeit, in der er freigelassen war, konnte man ihn als gut bezeichnen. Sein psychischer Zustand war gut. Aber als sie anriefen, ging es ihm wirklich nicht gut. Ihre Anrufe hatten auch negative Auswirkungen auf mich und die Kinder. Weil weder Abdollah noch ich mit ihnen etwas zu tun haben wollten. Das war für uns sehr schwierig, dass sie dauernd anriefen. Aber insgesamt war sein psychischer Zustand gut.

Haben Sie in dieser Zeit auch bei Ihnen zu Hause vorbeigeschaut, gab es auch direkte Gespräche, oder waren diese Gespräche nur per Anruf? 
In dieser Zeit nicht, sie kamen nicht zu uns ins Haus. Die Kontakte waren mehr per Telefon. Einmal haben Sie ihn zum Büro der Verfolgung von Informationen mitgenommen.

Woher wurden Sie angerufen, auch vom Büro der Verfolgung von Informationen oder von Gefängnisverantwortlichen, von der Judikative, vom Informationsministerium? Woher kamen diese Anrufe?
Es war mehr vom Informationsministerium, bis neulich jemand sich vom Revolutionsgericht vorstellte. Am letzten Tag, am Dienstag, wurde abgemacht, dass sie Abdollah am Mittwoch anrufen und seinen [Gefängnis-]Urlaub verlängern. Aber leider riefen sie an und verlangten, dass Abdollah um elf Uhr zum Revolutionsgericht geht. Sie brachten Abdollah von dort aus ins Gefängnis.

Können Sie ihn jetzt wöchentlich besuchen?
Es ist noch keine Woche vorbei. Aber wenn Sie mir keine Besuchserlaubnis geben, werde ich von einigen Sachen berichten, die ich während dieser Zeit von Abdollahs Verhalten bemerkt habe. Um mich kurz zu fassen: ich bleibe auch nicht einfach still.

Was haben Sie denn vom Verhalten von Herrn Momeni gemerkt? 
Ich kann Ihnen momentan nur sagen, dass während Abdollah schlief, niemand sich traute, eine Tür auf oder zu zu machen. Sofort schrie er "sie schlagen mich". Er wachte auf, wir weckten ihn auf und sagten ihm nein, du schläfst, hier ist keiner der dich schlägt.

Interviewer: Mitra Shojai 
Fußnote: Übersetzt wurde nur das Interview auf Deutsche Welle, da die notwendige Erklärungen über Abdollah Momeni und Tahkim-e-Vahdat bereits auf diesem Blog vorhanden sind. 

Freitag, 16. April 2010

Dr. Maleki spricht über die vergessenen Kinder der Grünen Bewegung; Julias Blog

[...]

Radio Zamaaneh: Können Sie uns sagen, warum Sie sich emotional jetzt schlechter fühlen als im Gefängnis?
Maleki: Ich mache mir Sorgen um diese Kinder. Es gibt so viele unbekannte und anonyme Studenten im Gefängnis, und niemand denkt an sie. Niemand macht sich klar, dass sie die Kinder dieses Landes sind. Welches Verbrechen haben sie begangen? Irgendwann muss das angesprochen werden.

[...]

Radio Zamaaneh: Sie scheinen enttäuscht zu sein von den Führern der Grünen Bewegung.
Maleki: Ich bin extrem enttäuscht. Diese eingesperrten Kinder bekommen nicht die Aufmerksamkeit, die sie verdienen, vor allem die unbekannten Studenten. Ich kenne viele von ihnen und habe sie im Gefängnis gesehen, aber auf den Webseiten werden sie nicht erwähnt. Sie sind seit Monaten im Gefängnis, manche von ihnen sind zu vier- bis fünfjährigen Haftstrafen verurteilt worden – ohne Grund.

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Donnerstag, 15. April 2010

Ein Video, ein Lied, eine Gesellschaft



Ein Mann spielt Se-Tar, eine iranische Gitarre. Ein kleines Mädchen, wahrscheinlich seine Tochter, singt. Passanten geben dem Mann überdurchschnittlich viel Geld. Denn das Lied ist Yar-e-Dabestani, ein Protestlied. Ein Lied, das immer gesungen wird, wenn Studenten demonstrieren. Eine englische Übersetzung dieses Liedes kann man hier sehen. Ein zweiminütiges Video, das eine Gesellschaft und viele verschiedene Gefühle, auch wenn nur schöne, widerspiegelt. Ein einfaches Video, das einen glücklich und gleichzeitig traurig macht.

Fotos aus dem Iran (#9)

Dieses Foto zeigt, wie das iranische Fernsehen Hollywood zensiert.

Schlagzeilen der Woche (#8)

Erneute Demonstrationen an den Universitäten nach den Neujahrsferien

In Teheran demonstrierten Studenten der Allameh Tababatai Universität gegen den Besuch des Ahmadinedjad-Beraters Mojtaba Hashemi Samererh (s. Video unten)


Außerdem protestierten Studenten von Birjand gegen die schlechte Bedingungen an den Wohnheimen und Fakultäten und forderten den Rücktritt des Universitätspräsidenten (Fotos unten).


Rafsanjani stellt sich wiederholt hinter Chamenei


"Staatsinteressen" von Nikahang Kowsar

Rafsanjani, unter anderem auch Vorsitzender der Versammlung zur Erkennung der Systeminteressen, erklärte, er kenne keinen besseren Revolutionsführer als Chamenei. Außerdem sei es für die Interessen des Volkes am besten, die Präsidentschaftswahlen vom Juni 2009 anzuerkennen. Rafsanjani erklärte außerdem, dass er wieder Freitagsgebete in Teheran predigen werde, wenn er dies für notwendig halte. 

Ex-Präsident Khatami erhält Reiseverbot (mehr dazu auf Julias Blog)

Als Ahmadinedjad in die heilige Stadt Qom gereist ist, verweigerten iranische Geistliche ein Treffen. 

Vergleichbare Artikel:
Julias Blog: Kluft zwischen dem iranischen Präsidenten und Geistlichen in Qom

Montag, 5. April 2010

Gegen Krieg, für Alternativen


Ich bin gegen einen Iran-Krieg. Die komplette iranische grüne Opposition ist ebenfalls gegen einen Krieg. Warum?


Einleitung 

Bisher habe ich mich zu diesem Thema nicht geäußert, weil ich dachte, das wäre selbstverständlich. Ich stellte aber fest, dass ich mich getäuscht hatte. Ich wurde von mehreren nicht-iranischen Freunden gefragt, ob Krieg eine gute Option für den Iran sei. Ein Freund war zum Beispiel der Meinung, die Videos aus meiner Heimat seien brutal, die Amerikaner sollten einmarschieren und uns retten! Ich konnte es ihm nicht übel nehmen. Er ist schließlich ein sehr guter Freund von mir und meinte es gut. Ich habe nachgedacht und festgestellt, dass es für jemanden, der nie im Iran war oder sich mit dem Iran nicht sehr gut auskennt, nicht so selbstverständlich ist wie für einen Iraner, dass ein Krieg für den heutigen Iran keine gute Option sein kann.

Gegen Krieg

Meine Argumente gegen einen möglichen Krieg mögen (zum Teil) wiederholt und auf vielen Zeitungen bereits erwähnt worden sein. Bei diesem wichtigen Thema finde ich das allerdings nicht schlimm.

1. Jeder Krieg hat seine Opfer. Die Anzahl der Opfer wäre niemals vergleichbar mit der Anzahl der Opfer einer zivilen Bewegung. Aufgrund der militärischen Stärke (s. Wiki) des Iran sollten die Anzahl der Kriegsopfer viel höher sein, als die Anzahl der Kriegsopfer beim Irak- oder sogar Vietnam-Krieg. Die iranische grüne Bewegung ist eine friedliche Bewegung, weil sie, unter anderem, so wenige Todesopfer wie möglich haben will, weil für sie das Leben jedes Einzelnen wichtig ist.

2. Ein Krieg würde jede zivile Bewegung schwächen: die Bevölkerung hätte andere Sorgen, als auf die Straße zu gehen, oder Widerstand zu leisten: sie würde versuchen zu überleben. Menschenrechte und hohe Korruption in der Politik wären nicht mehr das Thema Nummer eins, sondern der Krieg. Deshalb sieht Sazgara, Mitglied des Washington Institute for Near East Policy und Anhänger der grünen Bewegung, den Krieg als "einzige Möglichkeit, wenn überhaupt, dass die grüne Bewegung nicht siegt".

3. Falls Sie sich schon länger mit dem Thema Iran beschäftigen, wissen Sie, dass viele Experten der Meinung sind, dass ein Krieg von Ahamadinedjad und seinen Leute erwünscht sein könnte. Ein Krieg würde ihre Arbeit bezüglich der Menschenrechtsverletzungen erleichtern.

4. Die Angst vor der iranischen Bombe rechtfertigt noch keinen Krieg, weil der Iran dazu noch viel Zeit bräuchte. Wahrscheinlich werden die USA versuchen, die Atomuhr Irans zu verlangsamen. Dabei werden sie weiterhin intensiv die grüne Bewegung und ihre Erfolge beobachten, was Obama in seinen Reden oft angesprochen hat.

Alternativen zum Krieg für die Weltgemeinschaft

1. Nichts machen: Wenn die Welt sich nicht einmischen würde, wäre es besser als etwas Falsches zu machen, zum Beispiel hinter den Kulissen mit der iranischen Regierung zu verhandeln: etwa der Regierung bei der Stabilisierung im Innen zu helfen, damit der Iran einen erwünschten Atomdeal unterschreibt. Klug wäre es definitiv nicht, sich auf eine Regierung zu verlassen, die ihre eigenen Regeln und Gesetze, zum Beispiel bei den Wahlen, vernachlässigt.

2. Politische Sanktionen: Bankkonten der hochrangigen Sepah-Mitglieder im Ausland einfrieren; europäischen Firmen verbieten, Niederschlagungs-, Abhör- und Zensur-Technologie an den Iran zu verkaufen.

3. Den Iranern im Iran helfen, die Zensur zu umgehen, damit die Demokratiebewegung im Iran schneller siegt. Oder wie The Guardian schreibt: "Bombardiere Iran mit Satelliten" (s.u. Art. 1).

Das Schlusswort
übernehme ich von Roger Cohen, New York Times (s.u. Art. 2):
"Negar does not want her country bombed. 'It would be a big, big mistake. All Iranians would unite in anger.'
Her own government stifled Negar’s voice. But the world must listen. It’s her country after all — and the ballot-counting Heydari’s."

Vergleichbare Artikel:

Schlagzeilen der Woche (#7)

1. Der iranische Atomforscher, der im Jahr 2009 während einer Pilgerfahrt in Saudi-Arabien verschwand, arbeitet für die CIA. Diese Meldung erschien zuerst bei ABC News und war blitzartig Schlagzeile der Weltmedien (Alternativ: Bericht vom Spiegel oder Guardian).

2. "Der iranische Schiitenführer Ayatollah Bayat Zanjani hat die fortgesetzte Inhaftierung iranischer politischer und sozialer Aktivisten als 'Strategie des Machterhalts' verurteilt"; Julias Blog

3. Möglicherweise wird China die Sanktionen gegen den Iran unterstützen: "US-Außenministerin Hillary Clinton sagte am Mittwoch in New York, dass alle ständigen Mitglieder des Sicherheitsrats – einschließlich China und Russland – in dieser Frage nun 'vereint' seien", zitiert die Zeit.

Fußnote:
"Schlagzeilen der Woche" erscheinen nur bei größerer Anzahl der für die grüne Bewegung wichtigen Ereignisse. Ich versuche damit, dass der Leser den Überblick über solche Ereignisse nicht verliert. Sie beinhalten natürlich nicht alle wichtigen Ereignisse.