Samstag, 31. Dezember 2011

Wieso Iran sich in einen Gottestaat verwandelte (3)



Teil 1 - Einleitung
Teil 2 - Schah Mohammd Reza Pahlavi

Teil 3 - Irans Intellektuelle
1. Wie haben Intellektuelle Dr. Bakhtias Sturz vereinfacht?

Man kann den Sieg der Islamischen Revolution als Sieg der Dummheit über Tyrannei bezeichnen. Diesen Sieg darf man aber nicht alleine den Mullahs zuschreiben. Iranische Intellektuelle, von Ausnahmen abgesehen, haben beim Sieg der Revolution eine negative Rolle gespielt. Die Fehler, die sie begingen, waren wie wir sehen werden zu vermeiden. Man könnte gar meinen, dass sie verantwortungslos mit ihrer Rolle umgingen.

Während der Pahlavi-Dynastie hatten Irans Intellektuelle keine so große Tribüne wie manch Freitagsprediger. Trotzdem hatten sie zu bestimmten Zeiten die Möglichkeit bekommen, das Volk über die Gefahren der Revolution von Ajatollah Chomeini zu informieren. Das Problem war, dass sie selbst diese Gefahren nicht gesehen hatten, weil sie unter anderem ihre eigene Geschichte nicht kannten.

Hushang Asadi, Autor vieler Novellen und Theaterstücke, war vor der Revolution von 1979 stellvertretender Herausgeber der größten iranischen Tageszeitung Kayhan. In einem seiner Artikel gesteht er wie leicht sie die historische Chance Bakhtiar verpassten. Er erzählt die Geschichte eines Treffens vom Ministerpräsidenten Bakhtiar mit Journalisten. Bei diesem Treffen verlangten Journalisten, dass das Militär die Zeitungsredaktionen verlässt und Beh Āin, einer der Gründer des Vereins der iranischen Schriftsteller, freigelassen wird. Asadi schreibt:

"Als nächster wurde Beh Āin freigelassen. Das Militär verließ die Zeitungsredaktionen. [...] Ich glaube, es gab noch nie so viel Pressefreiheit im Iran wie in diesen 38 Tagen. Bakhtiar hielt sein Wort [...]. In der Nacht rief ich Chamenei [heutiger Revolutionsführer] an. Er war besorgt, dass die Presse Bakhtiar unterstützen würde."

Am nächsten Tag sprach Asadi vor einer großen Menge von Menschen:
"Wir werden heute die Zeitung veröffentlichen. Die Zeitungen können ein roter Teppich für Bakhtiar sein oder eine Kugel in seiner Brust. Wir wollen das Zweite. Was wollt ihr?
Die Menge antwortete: genau das ... genau das ...
[...]
Die ersten Opfer der Revolution waren aus dem Kreis dieses Tages".
Intellektuelle Iraner waren genauso erblindet von der Revolution wie das Volk. Nicht nur hatten sie es verpasst, das Volk über diese historische Chance zu informieren, sie hatten auch Ajatollah Chomeini dem Volk gegenüber als eine vertrauenswürdige Person dargestellt. Warum?

2. Warum haben sie Ajatollah Chomeini vertraut und sind ihm hinterher gelaufen?


In den letzten Jahren der Revolution hat Ajatollah Chomeini von Freiheit und Demokratie gesprochen. Die Naivität der Intellektuellen wird aber dem Leser klar, wenn er weiß, dass die Antwort auf folgende Fragen schlicht und einfach mit Nein zu beantworten ist.

Haben die Intellektuellen den Ajatollah gefragt, was er unter Freiheit versteht?

Haben sie ihn gefragt, wie "Demokratie wie in Frankreich" mit dem Islam nach seinem Verständnis zu vereinbaren sei?

Haben sie ihn gefragt, ob er immer noch von den Gedanken seines im 1970 veröffentlichten Buches "Velayat-e-Faghih", in dem er seinen idealen Staat beschrieb, überzeugt sei?

Haben sie ihn gefragt, warum er neun Jahre lang dieses Buch nicht einmal erwähnte?

Hatten die Intellektuellen überhaupt dieses Buch gelesen?

Hatten sie sich nicht gefragt, ob man überhaupt einem Menschen vertrauen könne, dessen Vorbild Modarres war, der die konstitutionelle Revolution verriet? Hatten sie sich überhaupt mit der konstitutionellen Revolution auseinandergesetzt?

Wir können nicht genau sagen, wie der heutige Iran aussehen würde, wenn diese Fragen mit ja beantwortet werden könnten. Wir können nicht einmal sagen, ob Chomeinis Revolution und Ideologie an Bakhtiar scheitern würde. Dies wäre aber viel wahrscheinlicher. Die Medien hätten Ausschnitte des Buches des Ajatollahs dem Volk zeigen und sagen können wie gefährlich diese Ideologie sei. Sicherlich hätte Ajatollah Chomeini massiv an Anhängern verloren. Blöd nur das das kontraproduktive Buch bis 1979 im Iran verboten war.

Sprichwörtlich sagt man im Iran: "Einen Mullah musst du 5 Toman geben damit er auf die Kanzel geht und seine Rede hält. Du muss ihm aber 50 Toman geben, damit er wieder runter kommt". Es klingt vielleicht flach, hätte man aber nicht denken sollen, was man dem Mullah geben muss, damit er das politische System abgibt?

Ende

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